Es wird enger für Angela Merkel
Noch hält man sich in der CDU bedeckt. Gebannt blickt die Partei nach München, wo über das Schicksal von Seehofer diskutiert wird – mit Effekt auf die Chefin.
So viel Dank an so einem Abend. Angela Merkel ist dann doch einmal nicht cool, sondern gerührt. „Danke, Angela Merkel, für diese vier Wochen“, sagt CSU-CHEF Horst Seehofer und auch bei ihm gibt es eine Ausnahme: Es schwingt keine Ironie mit, zumindest nicht hörbar. Es klatschen die Verhandler von CDU, CSU und Grünen. Merkel lächelt überrascht, sie blickt verlegen um sich. Der hessische Ministerpräsident Volker Bouff ier packt sie bei den Schultern. Herzlich und stützend wirkt das zugleich, an einem Tag, den Merkel als „wirklich historischen Tag“beschreibt. Kurz vor Weihnachten zum vierten Mal als Kanzlerin vereidigt zu werden, so war eigentlich ihr Plan.
Jetzt regiert sie auf absehbare Zeit weiter nur geschäftsführend. Und es kann sein, dass der Tag auch deshalb historisch ist, weil er Merkels letzte Tage und Wochen im Amt einleitet. Doch noch ist das nicht so. Sie macht weiter. „Ich als Bundeskanzlerin, als geschäftsführende Bundeskanzlerin, werde alles dafür tun, dass dieses Land auch durch diese schwierigen Wochen gut geführt wird.“Wenn man es genau nimmt, kann man das als einen halben Abschied nehmen, weil Merkel nur von Wochen spricht.
In der CDU jedenfalls gibt es zunächst keine Kritik, zumindest keine relevante. Der Bundesvorstand schließt sich am Telefon zusammen. Es gibt Lob für die Chefverhandlerin. „Das Scheitern nützt ihr“, sagt ein Vorstandsmitglied. Kritik gibt es schließlich reichlich in der Partei: Am schlechten Bundestagswahlergebnis, an der Kommunikation in den Tagen nach der Wahl. Die CDU habe ihre strategischen Ziele erreicht, blieb da bei vielen in der CDU nur hängen als Hinweis aus der Parteizentrale – nämlich die, stärkste Partei zu werden und auf jeden Fall Regierungspartei. Manche in der CDU sahen auf das dicke Minus vor den Wählerprozenten und befanden, dass es mehr gebe als strategische Ziele. Und auch die Verhandlungsführung bei den Sondierungsgesprächen wird intern kritisiert: Die CDU sei da zu wenig präsent gewesen, hieß es. Die „schwarzen P unkte“der Verhandlungen seien öffentlich nicht sichtbar. Merkel und ihr Team hatten anders als CSU, FDP und Grüne auf öffentliche Zurückhaltung gesetzt. Für einen Fehler halten es manche in der CDU, dass die Verhandlungen sich nicht von Anfang an auf die zentralen Konfliktpunkte konzentriert haben, sondern alle möglichen Politikfelder in den Blick nahmen. Am Sonntag und Montag wird die Parteispitze darüber in ihren Gremien noch einmal genauer sprechen.
Bis dahin dürfte auch klarer