Kleine Zeitung Steiermark

Es wird enger für Angela Merkel

- Von Daniela Vates, Berlin

Noch hält man sich in der CDU bedeckt. Gebannt blickt die Partei nach München, wo über das Schicksal von Seehofer diskutiert wird – mit Effekt auf die Chefin.

So viel Dank an so einem Abend. Angela Merkel ist dann doch einmal nicht cool, sondern gerührt. „Danke, Angela Merkel, für diese vier Wochen“, sagt CSU-CHEF Horst Seehofer und auch bei ihm gibt es eine Ausnahme: Es schwingt keine Ironie mit, zumindest nicht hörbar. Es klatschen die Verhandler von CDU, CSU und Grünen. Merkel lächelt überrascht, sie blickt verlegen um sich. Der hessische Ministerpr­äsident Volker Bouff ier packt sie bei den Schultern. Herzlich und stützend wirkt das zugleich, an einem Tag, den Merkel als „wirklich historisch­en Tag“beschreibt. Kurz vor Weihnachte­n zum vierten Mal als Kanzlerin vereidigt zu werden, so war eigentlich ihr Plan.

Jetzt regiert sie auf absehbare Zeit weiter nur geschäftsf­ührend. Und es kann sein, dass der Tag auch deshalb historisch ist, weil er Merkels letzte Tage und Wochen im Amt einleitet. Doch noch ist das nicht so. Sie macht weiter. „Ich als Bundeskanz­lerin, als geschäftsf­ührende Bundeskanz­lerin, werde alles dafür tun, dass dieses Land auch durch diese schwierige­n Wochen gut geführt wird.“Wenn man es genau nimmt, kann man das als einen halben Abschied nehmen, weil Merkel nur von Wochen spricht.

In der CDU jedenfalls gibt es zunächst keine Kritik, zumindest keine relevante. Der Bundesvors­tand schließt sich am Telefon zusammen. Es gibt Lob für die Chefverhan­dlerin. „Das Scheitern nützt ihr“, sagt ein Vorstandsm­itglied. Kritik gibt es schließlic­h reichlich in der Partei: Am schlechten Bundestags­wahlergebn­is, an der Kommunikat­ion in den Tagen nach der Wahl. Die CDU habe ihre strategisc­hen Ziele erreicht, blieb da bei vielen in der CDU nur hängen als Hinweis aus der Parteizent­rale – nämlich die, stärkste Partei zu werden und auf jeden Fall Regierungs­partei. Manche in der CDU sahen auf das dicke Minus vor den Wählerproz­enten und befanden, dass es mehr gebe als strategisc­he Ziele. Und auch die Verhandlun­gsführung bei den Sondierung­sgespräche­n wird intern kritisiert: Die CDU sei da zu wenig präsent gewesen, hieß es. Die „schwarzen P unkte“der Verhandlun­gen seien öffentlich nicht sichtbar. Merkel und ihr Team hatten anders als CSU, FDP und Grüne auf öffentlich­e Zurückhalt­ung gesetzt. Für einen Fehler halten es manche in der CDU, dass die Verhandlun­gen sich nicht von Anfang an auf die zentralen Konfliktpu­nkte konzentrie­rt haben, sondern alle möglichen Politikfel­der in den Blick nahmen. Am Sonntag und Montag wird die Parteispit­ze darüber in ihren Gremien noch einmal genauer sprechen.

Bis dahin dürfte auch klarer

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria