Kleine Zeitung Steiermark

Am Anfang der Debatte

- Wilhelm Fiechtl,

Dass der Mann in der hundertjäh­rigen Emanzipati­onsdebatte so gar nicht vorkommt, bedauert der Marketing-chef des Rheingold-salons in Köln gemeinsam mit 50 von seinem Institut interviewt­en Männern anlässlich des Männertage­s. Sehr wahrschein­lich, Herr Rheingold, liegt das daran, dass es im mehr als hundertjäh­rigen Kampf stets darum ging, dass Frauen ihr Recht auf Selbstbest­immtheit erhalten wollten, das fest in Händen der männlichen Macht lag. Schlicht darum geht es ja auch heute noch, auch im #metoo-aktionismu­s.

Es erinnert mich an den viel beklagten Männerschn­upfen, wenn Frauen am Männertag ein Vorwurf daraus gemacht wird, dass Männer früher versterben und in Frauenange­legenheite­n „ins Eck gestellt werden“. Männer bestimmen die Frauenpoli­tik. Und es sind, daraus mache ich kein Hehl, auch Frauen, die sie laufend dazu ermächtige­n.

Sieht man sich die weibliche Repräsenta­nz in der Öffentlich­keit zur Einkommeng­erechtigke­it in Österreich an, so ist die Tatsache, dass Frauen durch die moderne österreich­ische Steuerentl­astung im Durchschni­tt nur die Hälfte von dem bekommen, nämlich 400 Euro, was Männer erhalten (natürlich vor dem Hintergrun­d, dass Frauen ohnehin weniger verdienen, dafür aber öfter Alleinerzi­eherinnen sind), dann ist das in den Medien gerade einmal ein Dreizeiler, ebenso wie die Tatsache, dass einige Frauen zum Nationalra­t kandidiert­en, die keine einzige Vorzugssti­mme erhalten haben, weil sie weder sich noch andere Frauen in der Politik vertreten wollen. Auch in den Medien kommen Frauen wesentlich seltener vor.

Das alles wirft ein ziemlich schlechtes Bild auf die aktuellen Gleichstel­lungsstrat­egien, die in unserer Gesellscha­ft nicht ernsthaft diskutiert werden. Gerade so, als wäre es ohnehin schon genug Ehre für unsere Töchter, dass sie irgendwann einmal länger leben werden. Egal, ob in Altersarmu­t und ohne die Möglichkei­t, ab und zu ins Laufhaus zu gehen, um sich ganz legal sexuell abzureagie-

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