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Als Sepp Brunner auszog, um den Schweizern das Skifahren beizubringen, hielt Hermann Maier gerade einmal bei einem gewonnenen Weltcuprennen. In Wien hatte Franz Vranitzky soeben die Kanzlerschaft an Viktor Klima weitergereicht. Und nicht nur in Brunners steirischer Heimat Oberwölz zahlte man noch ein knappes Jahrfünft mit Schilling. Lang, lang ist’s her. 19 Jahre und neun Monate, wenn man’s genau nimmt. Weltrekordverdächtige 19 Jahre und neun Monate in Diensten derselben Alpinnation, eine halbe Ewigkeit für einen Skitrainer, eine ganze für einen ausländischen Skitrainer in der Schweiz, denn nicht nur Kritiker verwenden in Bezug auf den dortigen Skiverband die Wörter „Schlangen“und „Grube“meist in einem Atemzug. Doch bei Brunner bissen sich die Biester die Giftzähne aus. Als wären sie geblendet von den Medaillen und Kristallkugeln, die er in schöner Regelmäßigkeit anschleppte. Im März 2017 aber taugte nicht einmal das kurz davor errungene Abfahrtsgold von Beat Feuz bei der Heim-wm als Schutzschild. 15 Minuten vor der Abreise vom Saisonf inale in Aspen f ielen die Ruchlosen in Gestalt von Alpindirektor Stephane Cattin und Herrenchef Thomas Stauffer über den Erfolgscoach her und kündigten ihn.
„Ich war null darauf vorbereitet, konnte eigentlich nur lachen“, erinnert sich der 58-Jäh- rige, dem seine Kritik an der Verbandsführung im Vorfeld der WM zum Verhängnis geworden war. Davor hatten die Entscheidungsträger von Swiss Ski die Trainingskooperation mit dem Us-verband einseitig aufgekündigt, damit die Pisten in St. Moritz exklusiv den Landsleuten vorbehalten blieben. „Dass die Athleten künftig im November vom so wichtigen Vorbereitungscamp in Copper Mountain ausgesperrt bleiben werden, wurde billigend in Kauf genommen. Ich wollte lediglich, dass sich einer der Herren vor die Mannschaft stellt und ihr das erklärt.“ls Sepp Brunner auszog, um den Schweizern das Skifahren beizubringen, brachte er es, um bei der Wahrheit zu bleiben, zunächst nur EINER Schweizerin bei – Sonja Nef. Und die konnte es eigentlich auch schon davor ganz passabel (ein Weltcupsieg). Brunner aber war von Nefs heutigem Ehemann, dem damaligen ÖSVCoach Hans Flatscher, dazu auserkoren worden, um nichts weniger als ihre Karriere zu retten, sie nach sechs Knieoperationen binnen acht Jahren durch individuell abgestimmtes Training wieder konkurrenzfähig zu machen. Die Übung gelang; Nef holte 2001 Wm-gold, 2002 Olympia-bronze, zweimal die Rtl-kugel und noch weitere 14 Weltcupsiege. Die angehäuften Meriten veranlassten Swiss Ski, Brunner alsbald die nächste Mission zu überant-
ADer Steirer Sepp Brunner (58) ist bei den Schweizer Skifahrern nach zwei medaillenträchtigen Jahrzehnten wegen intakten Rückgrats in Ungnade gefallen. Beim ÖSV installierte man den Unbequemen als neuen Abfahrtstrainer.