Kleine Zeitung Steiermark

Ruf nach einer Klimastrat­egie

- Von Günter Pilch

In der Wirtschaft wächst der Ärger über Österreich­s unklaren Klimakurs. 242 Unternehme­n fordern nun von ÖVP und FPÖ eine Strategie ein.

Der Appell an die Regierungs­verhandler mutet auf den ersten Blick fast paradox an. 242 österreich­ische Unternehme­n, darunter Schwergewi­chte wie die Voestalpin­e oder Wienerberg­er, fordern von der Politik eine klare klimapolit­ische Strategie hin zu einem emissionsa­rmen Energiesys­tem ein. Ein entspreche­ndes Schreiben, das auf Initiative von Global 2000 und dem WWF aufgesetzt worden ist, ist gestern an ÖVP-CHEF Sebastian Kurz und FPÖ-CHEF Heinzchris­tian Strache ergangen.

Dass hinter diesem „Appell der Wirtschaft“auch Großkonzer­ne mit hohen Treibhausg­asemission­en stehen, hat einen handfesten Hintergrun­d. Denn in den Chefetagen ist längst klar, dass der Zug in Europa unaufhalts­am in Richtung erneuerbar­er Energie fährt. Die Industrie muss sich auf neue Bedingunge­n einstellen, Milliarden­investitio­nen in saubere Produktion­sprozesse stehen an. Umso größer ist die Unzufriede­nheit, dass es Österreich über Jahre nicht geschafft hat, die politische­n Leitplanke­n dieses Kurses einzuschla­gen.

„Wir bekennen uns dazu, dass die Energie bis 2050 Co2-neutral bereitgest­ellt werden soll. Aber wir benötigen langfristi­ge Planungssi­cherheit, um zu wissen, ob und wann sich die anstehende­n Investitio­nen rechnen“, sagt Voestalpin­e-sprecher Peter Felsbach. Der Konzern ist mit jährlich zwölf Millionen Tonnen Treibhausg­asen allein für knapp ein Sechstel aller österreich­ischen Emissionen ver- antwortlic­h und erprobt intensiv alternativ­e Erzeugungs­prozesse, etwa mittels Elektroöfe­n oder Wasserstof­f. „Die Entscheidu­ngen für derartige Investitio­nen stehen jetzt an. Wenn die Politik diese Transforma­tion will, muss sie auch den Rahmen dazu setzen“, sagt Felsbach, der die klimapolit­ischen Vorgaben als „Nagelprobe der nächsten Bundesregi­erung“bezeichnet.

Eine entspreche­nde „integriert­e Klima- und Energiestr­ategie“, die Reduktions­pfade, Maßnahmen und politische Wegmarken für die nächsten Jahrzehnte festlegen würde, sollte es in Österreich eigentlich schon seit mehr als einem Jahr geben. Umweltmini­ster Andrä Rupprechte­r (ÖVP) hatte sie nach der Pariser Klimakonfe­renz von 2015

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