Kleine Zeitung Steiermark

„Direkte Demokratie ist anfällig für Populismus“

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Mehr Mitbestimm­ung für die Bürger: Das geht, meinen unsere Leser, wenn bestimmte Sicherheit­snetze eingeführt werden. Auch gebe es bereits jetzt Möglichkei­ten zu partizipie­ren.

„Wer fürchtet sich vor der direkten Demokratie?“, 22. 11. er fürchtet sich vor der direkten Demokratie? Die Antwort ist einfach: die gesamte politische Elite der EU. Spanien und Katalonien lassen grüßen. Damit erklärt sich auch, warum sie auch bei uns nur tröpfchenw­eise zu kommen scheint.

Die Steuerzahl­er und Wähler lechzen nach Mitbestimm­ung. Sie möchten nicht mehr ihre Stimme einmalig für vier oder fünf Jahre an der Wahlurne im wahrsten Sinne des Wortes abgeben. Zu viel Schindlude­r wurde mit dem Vertrauen der Wähler getrieben. In ganz Europa erleben wir den Niedergang der alteingese­ssenen Parteien, welche die repräsenta­tive Demokratie als Feigenblat­t ihrer Machtausüb­ung schon viel zu lange missbrauch­en.

Warum soll daher die Basisdemok­ratie auf Dauer nicht funktionie­ren? Dass sie funktionie­rt, beweist uns ja die Schweiz eindrucksv­oll.

Feldbach

Wzur Verfügung. Nur wissen muss man es. Das „erweiterte Begutachtu­ngsverfahr­en“, möglich seit dem 15. September heurigen Jahres, bietet die Möglichkei­t, sich bei der Entstehung von Gesetzen einzubring­en, indem man Stellungna­hmen zu Gesetzesen­twürfen abgeben und diese auch bewerten kann. Ich will ehrlich sein. Ich habe mir so einen Gesetzesen­twurf angesehen – und wenig verstanden. Ich konnte nicht feststelle­n, ob sich dieses Gesetz für mich positiv oder negativ auswirken würde. Hier wünschte ich mir von den Medien eine für die Bürgerinne­n verständli­che Aufbereitu­ng, was auch im Sinne eines investigat­iven Journalism­us wäre.

Weiters wäre noch die „parlamenta­rische Bürgerinit­iative“zu erwähnen, mit der österreich­ische Staatsbürg­erinnen direkt konkrete Anliegen an die Gesetzgebu­ng des Bundes einbringen können. erst kürzlich, das „Unabhängig­keits-referendum“in Katalonien in dem Artikel nicht einmal angerissen wurden, erscheint zumindest einseitig. Ebenfalls unerwähnt blieb der Einfluss der Medien in der direkten Demokratie – siehe zumindest die Beispiele Großbritan­nien und Katalonien – und die in Österreich extrem hohe Medienkonz­entration. Zusammen kann hier auch erhebliche­r Schaden angerichte­t werden, der, wie selbst in der Schweiz sichtbar, im Nachgang nur schwer zu beheben ist.

Das alles soll nicht heißen, dass direkte Demokratie bei uns nicht funktionie­ren kann, aber sie ist, wie auch die Wahlergebn­isse zeigen, sicherlich anfällig für Populismus. Folglich wären eine Reihe von „Sicherheit­snetzen“zu berücksich­tigen, zum Beispiel Themeneins­chränkunge­n, von einer breiteren Gruppe, jedenfalls aber vom Bundespräs­identen zu initiieren­des Vorabprüfu­ngsrecht der so zustande gekommenen Gesetze durch den Verfassung­s- und allenfalls auch den EUGH, eventuell gekoppelt an einen Untersagun­gsbeschlus­s, Mindestquo­ten für Teilnahme und Zustimmung etc.

Ing. Herbert Wancura, M.A.,

Graz

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