Zamm, zamm, zammenrücken
Van der Bellen vs. Hofer: Dieser Wahlkampf verschärfte die Kluft zwischen Stadt und Land. Die Rabtaldirndln helfen.
In nudefarbenen Ganzkörperstrumpfhosen und High Heels laufen die Rabtaldirndln im kühl eingerichteten Kristallwerk ein. Um ihre Körper: Miss-schleifen mit wenig missenhaften Slogans. „Gusch“ist dort zu lesen. Oder: „OB – für ohne Bekenntnis“. Später werden die Performerinnen Barbara Carli, Rosi Degen-faschinger, Bea Dermond und Gudrun Maier Fahnen mit den Hashtags #Landlustmatters, #enthemmtemitte, #youtoo oder #notsorry schwenken, während sie auf dem Laufsteg den Normenkatalog weiblichen Handelns auf ihren Körpern beackern. Visuell so (extrem originelle Kostüme von Georg Klüver-pfandtner), dass sie Modelmama Heidi Klum mit Sicherheit via Foto in die nächste Runde geschickt hätte.
„Abreißen. Eine Haltungsschau“heißt der neueste Wurf der Grazer Truppe, die sich im politisch-feministischen Span- nungsfeld zwischen Stadt und Land bewegt. Es rumort im fiktiven Rabtal. Warum? Der zermürbende Bundespräsidentenwahlkampf sitzt allen im Nacken, führt die Kluft zwischen Passail und Paris vor Augen. Alles driftet nach rechts.
An den angstbesetzten Populismen und Nationalismen stöckeln sich die vier mit perfekten Posen, bissigen Kommentaren, witzigen Persönlichkeitstests, erfahrungsreichen Möglichkeitsspielen oder sinnlichen Schattenspielen an- regend aufregend ab. In einer der besten Szenen wird zum Trinkspiel zamm, zamm, zammengerückt in der eiskalten, entsolidarisierten Gegenwart. Ein bissiger Abend unter der Regie von Ed. Hauswirth. Vielleicht das stärkste, konzentrierterste, mit Sicherheit das politischste Stück der Dirndln. Pflichttermin für Theaterfans.
Abreißen. Heute, 25., 29., 30. 11. und 2. 12., 20 Uhr, Kristallwerk Graz, Viktor-franz-straße 9. Karten: Tel. 0677/6173 82 16. kristallwerk.at