Über das Gift in den Köpfen
Zum gestrigen „Tatort: Böser Boden“auf ORF 2/ARD.
Es ist ein idyllisches Fleckchen Erde: Biobauern mit Gütesiegel, ein lauschiger See, ein bezaubernder Wald. Doch es ist einiges faul in der niedersächsischen Postkartenmotiv-provinz. Dort, wo die böse Industrie Gas fördert – und dabei auch die eine oder andere hochgiftige Substanz. Dort, wo Kinder zur Begrüßung schon einmal unkontrolliert zubeißen. Und dort, wo sich ein neuer soziologischer Typ herauskristallisiert: der „hirsefressende Öko-fundi“– rebellisch, reaktionär, rechts.
„Die sehen alle so aus, als ob sie dasselbe Handtuch benutzen“, sagt Bundespolizist Falke (Wotan Wilke Möhring). Er blickt nach dem Mord an einem iranischen Erdölingenieur in eiskalt bissige Augen, blutleere, blasse Gesichter mit fahler Haut. Düster ist das Dorfleben.
Starker Tobak, der in der Inszenierung leider zu oft in billigen Zombie-klamauk abdriftet. Aus Hollywoods Horrorfilmen hat man sich den Satz „Somethin is wrong here“abgekupfert. Blöd nur, dass er auf Deutsch –„Irgendetwas stimmt hier nicht“– nicht gruselig, sondern nur lächerlich wirkt. er Fokus auf die Untoten lindert die mahnende Botschaft. Die lautet: Die Erde ist vergiftet. Das Böse, es hat sich aber längst in den Köpfen abgelagert und die Diskussionskultur verseucht. Nicht nur in der Provinz.
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