Schulz und Merkel
In Berlin sortiert sich die Politik neu. Nun nähert sich die SPD doch an die Union an. Aber verkaufen will man sich trotzdem teuer. CDU und CSU sind noch geduldig. Es wird langwierig.
Angela Merkel hat sich gegen all diese vielen Varianten verwahrt. Minderheitsregierung, Tolerierung durch diesen oder jenen. Oder Neuwahlen. Da wolle sie gar nicht drüber nachdenken, hat sie ihrem Cdu-vorstand erklärt. Jetzt stehe erst einmal der Versuch an, eine Große Koalition zu bilden. Vor einer Woche ist die Bildung einer Jamaikakoalition gescheitert. Die CDU habe die Lage analysiert, sagt Merkel: „Wir sind bereit, Gespräche mit der SPD aufzunehmen.“Es ist ein bisschen hochtrabend: Denn bereit dafür war sie auch schon nach der Wahl, und dann wieder in der Vorwoche. Es lag ja bislang an der SPD, dass das nicht geklappt hat.
Nun hat sich die SPD geöffnet, aber sie stellt Bedingungen. „Die SPD ist hier nicht als billiger Jakob zu haben“, warnt SPD-VIZE Ralf Stegner. „Es gibt keine Vorankündigungen“, sagt Merkel dazu. „Die Bildung einer stabilen Regierung ist ein Wert Im Schatten des sozialdemokratischen Übervaters Willy Brandt: Martin
an sich.“Will heißen: Die SPD soll froh sein, wenn sie regieren darf. Merkel nimmt dabei Zuflucht zu den „Vätern und Müttern des Grundgesetzes“. Die hätten sich nicht vorstellen können, „dass so viele Parteien gar nicht regieren wollen“. Das Regieren sei aber eine Chance. Und sie lade ein, dass „andere auch die Chance nutzen“.
In der CDU bleibt man zunächst ruhig. Viele melden sich zu Wort in der Sitzung der Führungsgremien,
aber keiner ruft zum Aufstand auf. Es gibt ein paar Leute, die drängeln, dass das jetzt alles nicht so lange dauern dürfe, wie der Jungeunion-vorsitzende Paul Ziemiak. Es gibt den Standardsatz: „Der Preis darf nicht zu hoch sein.“Und es gibt Innenminister Thomas de Maizière, der findet, man müsse der SPD nun Zeit geben, sich zu besinnen.
Der, den er da offenkundig meint, ist SPD-CHEF Martin Schulz. Noch vor einer Woche