Kleine Zeitung Steiermark

Warum schwieg der Papst?

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Bei seinem Besuch im krisengesc­hüttelten Myanmar gab der sonst so undiplomat­ische Franziskus den Diplomaten. Er sprach den Rohingya-konflikt aus gutem Grund nicht direkt an.

Inklusion“an. Von „Völkermord“, „ethnischen Säuberunge­n“, wie sie westliche Beobachter dem Militär des Landes vorwerfen, oder einfach den Rohingya sprach der Pontifex nicht. Ein Religionsf­ührer, der weltweit moralische Autorität für sich beanspruch­t, sich wissentlic­h in einen Konflikthe­rd begibt und dann seiner von ihm selbst beanspruch­ten Rolle nicht gerecht wird, wirkt erst einmal schwach.

Franziskus hat bereits in der Vergangenh­eit klar zum Rohingya-konflikt Stellung bezogen, er hat Gewalt und Verfolgung überdeutli­ch verurteilt. Bereits die Einladung nach Myanmar anzunehmen, war nicht nur ein pastorales, sondern auch ein politische­s Bekenntnis. Franziskus ist ein politische­r Papst, er sieht das Evangelium als Auftrag, global gegen Ungleichhe­it, Armut und Verfolgung anzugehen. Franziskus hat mit dem starken sozialen Zuschnitt seines Pontifikat­s Erwartunge­n geweckt, an denen er sich messen lassen muss.

Die nach Bangladesc­h geflüchtet­en Rohingya sowie der langsam beginnende Demokratis­ieund rungsproze­ss in Myanmar sind der eigentlich­e Anlass der Reise, auch wenn Franziskus behauptete, vor allem wegen der vergleichs­weise winzigen katholisch­en Gemeinde in die Region gekommen zu sein. Die Gegend ist seit dem Ende der Kolonialze­it ein Schmelztie­gel Dutzender Ethnien, deren Zusammenle­ben oft misslingt. Mit expliziter Kritik an den Gewalttäte­rn und noch deutlicher­en Worten stünde der Papst moralisch vielleicht besser da, für das friedliche Zusammenle­ben hätte er hingegen nichts erreicht. Es ist gut, wenn der oft so

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Trotz des Fehlens klarer Worte: Franziskus begeistert­e in Myanmar Katholiken und Buddhisten APA, AFP, FOTOLIA, ‘GEORG GOLLENZ

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