Aids: „Junge schützen sich besser als Ältere“
Flora Hutz: „Wir müssen in der Schule auch über Pornos reden“ Von Claudia Gigler
Flora Hutz arbeitet seit 30 Jahren mit Jugendlichen. Über den Hi-virus und Aids-prävention wissen sie viel, über andere sexuell übertragbare Krankheiten zu wenig.
Seit 30 Jahren arbeiten Sie mit Jugendlichen zum Thema sexuelle Gesundheit und Aids-prävention. Was ist anders geworden?
FLORA HUTZ: Am Anfang ging es darum, Hiv-positive bzw. an Aids erkrankte Menschen beim Sterben zu begleiten. Es gab keine Medikation. Jetzt reden wir von Lebensbegleitung.
In welchem Alter stecken sich die Menschen an?
2016 hatten wir 446 neue Diagnosen. Babys stecken sich bei der Geburt an, junge Menschen beim Geschlechtsverkehr. Die meisten Neuinfektionen passieren aber im Alter zwischen 30 und 40 Jahren. Viele pilgern von Arzt zu Arzt, bis sie auf die Idee kommen, dass es Aids sein könnte.
Warum passiert es vielen erst, wenn sie älter sind?
Das sind Menschen, für die die Pille das bevorzugte Verhütungsmittel ist. Bei den Jugendlichen ist unsere Botschaft angekommen, das haben wir ge-
Man hat den Eindruck, viele Kinder werden heute schon im Kindergarten aufgeklärt. Wissen die mit 15 dann tatsächlich über alles Bescheid?
Viele wissen viel über HIV, aber ganz wenig über sexuell übertragbare Infektionen. Sie wissen nicht, dass es Chlamydien (eine Bakterienart) gibt, sie können mit dem Begriff Herpes genitalis nichts anfangen, sie wissen nicht, dass Lues und Syphilis das Gleiche sind, sie haben die Begriffe Tripper und Gonorrhoe („Samenfluss“) noch nie gehört, und nichts über die Ansteckungsmöglichkeiten.
Woher holen sich die Jugendlichen ihre Informationen?
Erste Quelle ist die Schule. Man holt uns gerne als Außenstehende zu Hilfe, um mit den Jugendlichen über ihr eigenes Verhalten offen zu reden. Mit Fragen wenden sich Jugendliche auch an die Eltern und an Freunde. Wichtig ist, dass Eltern nie aufhören, mit ihren Kindern darüber zu reden, über Haltungen, über Verhütung, da-