Kleine Zeitung Steiermark

Filme der Woche

- Von Reinhold Reiterer

Die Übertragun­g von Nikolai Leskows Novelle „Die Lady Macbeth von Mzensk“, die auch als Vorlage für Dmitri Schostakow­itschs Oper diente, aus dem zaristisch­en Russland ins viktoriani­sche England funktionie­rt tadellos. Der bisher als Theaterreg­isseur bekannte William Oldroyd zeigt gleich in den ersten Szenen die Zurichtung eines Menschen. Wir sehen eine junge Frau im Hochzeitsk­leid mit Schleier.

Diese Katherine (Florence Pugh) wird mit dem deutlich älteren Alexander (Paul Hilton) verheirate­t.

Die Ehezeremon­ie in der Kirche erscheint alles andere als romantisch. Und dann erst die Hochzeitsn­acht. Der Angetraute heißt sie das Nachthemd ausziehen, doch dann bekundet er nur Desinteres­se an ihrem Körper. Das wird sich später kurz einmal ändern, als sie sich wieder auszuziehe­n hat und er Hand an sich selbst anlegt.

Alexander macht sich um sie Sorgen: Sie solle doch das Haus nicht verlassen, weil es draußen so kalt sei und ihr frische Luft nicht guttue. Die vermeintli­che Fürsorge erweist sich als Hausarrest. Auch ihr Schwiegerv­ater Boris (Christophe­r Fairbank), der Chef im Haus, gibt ihr klar zu verstehen, dass sie um den Preis von ein paar Quadratmet­er Grund und Boden wie ein Stück Vieh in die Familie geholt wurde, um ihm Enkel zu schenken. Erbarmungs­los drückt sich hier die patriarcha­lische Macht aus. Ganz schnörkell­os. Katherine beginnt nach diesen Verletzung­en auf jede Konvention zu pfeifen und sucht nach Auswegen. Erst wählt sie sich einen Stallbursc­hen (Cosmo Jarvis) als Geliebten, um dann mit dem mörderisch­en Handwerk zu beginnen.

„Lady Macbeth“ist als bester Erstlingsf­ilm und Florence Pugh als beste Darsteller­in beim Europäisch­en Filmpreis, der am 9. Dezember überreicht wird, nominiert.

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