Nicht mehr ganz young, aber zornig
Sein Arbeitspensum wird mit dem Alter nicht kleiner, ganz im Gegenteil: der große Neil Young
Von wegen altersmilde: Musiklegende Neil Young meldet sich mit dem höchst politischen Album „The Visitor“zurück.
Er hat 72 Jahre in Würde absolviert – und bereits gut 50 davon im Dienste guter Musik: Zu sagen hat Neil Young nach wie vor genug. Mit „The Visitor“, der achten Platte seit 2010, meldet sich der rockende Veteran widerborstig zurück.
Schon der Auftakt „Already Great“nimmt direkten Bezug auf den Us-präsidenten Donald Trump (71) und dessen Sager, er habe es in der Hand, die USA wieder zu etwas „Großartigem“zu machen. Young schickt zwar voraus, selbst Kanadier zu sein, aber die Vereinigten Staaten zu lieben. Um ein Patriot zu sein, brauche er kein twitterndes Staatsoberhaupt. Vielmehr fordert er: „No wall. No hate. No fascist USA“(Keine Mauer. Kein Hass. Keine faschistischen USA). Seine Botschaft steckt er in die typisch rumpelnde Rüstung aus E-gitarren. Man sollte fortgeschrittenes Alter eben nicht mit Altersmilde verwechseln. Auf „When Bad Got Good“tituliert er Trump als „Liar in Chief “(Oberlügner). Dass er bei allem Groll im Herzen ein Hippie blieb, zeigt ein zarterer Song wie „Childs of Destiny“. Da ist noch immer das „Heart of Gold“, das er bereits 1972 besang. Dem „Spiegel“hatte der Kauz einst gesagt: „Der einzige Protest heute geht von einem Haufen alter Leute aus, die sich noch einmal erinnern, worum es früher ging.“Er scheint es indes nicht vergessen zu haben – die Suchaktion nach dem Guten wurde noch nicht abgebrochen.
Für morgen kündigte Young unter dem Titel „Somewhere in Canada“einen besonderen Auftritt an: Das einmalige, intime Konzert (nur 200 Zuhörer) wird von seiner Freundin, Mimin Daryl Hannah (56), gefilmt.