Man muss sorgfältig überlegen, wie durch gute Spielregeln destruktive Potentiale von Volksabstimmungen gering gehalten werden können.
nichts dran sei. Diese Schlussfolgerung ist jedoch falsch.
1. Die Young-plan-agitation vereinigte zum ersten Mal jene Kräfte, welche die Weimarer Republik effektiv zu Fall bringen sollten.
2. Sie bot Hitler erstmals eine deutschlandweite Bühne und mediale Multiplikatoren.
3. Im Gesetzesentwurf der Young-plan-gegner sind einige geradezu vorbildhafte Musterbeispiele polarisierender Rhetorik enthalten.
4. Die Abstimmung führte ungeachtet ihres Ausgangs gerade nicht zur Bewältigung des komplexen Themas (Altlasten des Ersten Weltkriegs), sodass die Politik für zukunftsorientierte Aufgaben freigespielt worden wäre. Das Thema war nicht vom Tisch.
Im Gegenteil: Die Erfüllungspolitik war weiterhin Dreh- und Angelpunkt politischer Polemik. Die Young-plan-abstimmungskampagne aber wurde der Kristallisationskern einer politischen Dynamik, in der auch Wahlen wie die zum Reichspräsidenten (Hindenburg gegen Hitler) einen plebiszitären Charakter bekamen.
Den Betreibern ging es darum, anhand einer wichtigen, komplexen und emotional aufgeladenen Materie eine passende Architektur der Polarisierung zu entwickeln. Diese Polarisierung diente als Kitt einer Koalition gegen die „Parteien des Marxismus und seiner Mitläufer“(O-ton Hitler 1933), die zur Überwindung des Weimarer „Systems“ausreichend stark war.