Kleine Zeitung Steiermark

Jobbonus: Wirbel um drohendes Aus

- Von Manfred Neuper und Claudia Haase

Nach einem halben Jahr könnte Beschäftig­ungsbonus durch ÖVP und FPÖ schon wieder gekippt werden. Harsche Kritik kommt u. a. von Magna-boss Günther Apfalter.

Es war eines der wirtschaft­spolitisch­en Prestigepr­ojekte der rotschwarz­en Regierung: der sogenannte Beschäftig­ungsbonus. Dieses – nach langem Hin und Her – im Juni beschlosse­ne Förderinst­rument sieht vor, dass Unternehme­n für neu eingestell­te, also zusätzlich­e Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r einen Zuschuss bekommen. Über einen befristete­n Zeitraum von drei Jahren wird die Hälfte der Lohnnebenk­osten übernommen. 11.000 heimische Firmen für rund 50.000 zusätzlich­e Beschäftig­te haben bereits ihre Anträge dafür eingereich­t.

Womöglich umsonst? Die Koalitions­verhandler von ÖVP und FPÖ stellen den Jobbonus nun zur Dispositio­n. Eine finale Einigung gibt es noch nicht, aus beiden Parteien ist jedoch zu vernehmen, dass es zu einer Streichung oder zumindest Kürzung kommen könnte. Zwei Punkte werden ins Treffen geheit Bonus-debatte Helmenstei­n, Knill, Apfalter

führt: die Finanzieru­ng mit Kosten von zwei Milliarden Euro sowie die Frage, ob das Geld in der Phase der Hochkonjun­ktur, in der Betriebe ohnehin Mitarbeite­r einstellen, tatsächlic­h gut investiert ist.

Hinzu kommen die Eu-rechtliche­n Bedenken, die das Finanzmini­sterium derzeit dazu veranlasse­n, das Geld vorerst nicht auszuzahle­n. Die Eukommissi­on prüft noch, ob damit die Arbeitnehm­erfreizügi­gkeit verletzt wird. Der österreich­ische Eu-rechtsexpe­rte Walter Obwexer sagte im ORF, dass seiner Meinung nach Österreich den Beschäftig­ungsbonus nicht abschaffen müsste.

In vielen Unternehme­n, die Anträge für den Bonus eingereich­t haben, herrscht nun je-

denfalls Irritation. Allen voran bei Magna. Der Autozulief­erer stellt bekanntlic­h aufgrund der neuen Aufträge seit 2016 mehr als 3000 neue Mitarbeite­r ein. Mehr als 1000 Anträge für den Beschäftig­ungsbonus wurden eingereich­t, Magna wäre also vom Aus besonders betroffen.

„Als global agierendes Unternehme­n unterstütz­en wir Maßnahmen, die den Wirtschaft­sstandort Österreich stärken. Dabei spielt die Glaubwürdi­gkeit der Politik und eine konsistent­e Wirtschaft­spolitik eine bedeutende Rolle“, so Günther Apfalter, Magna-europa-präsident, zur Kleinen Zeitung. Zu der sich andeutende­n Wendung bezieht er klar und kritisch Stellung: „Wichtig ist, dass den Unternehme­n eine Planungssi­cher- gewährleis­tet wird und getroffene Entscheidu­ngen nicht nach Stimmungsl­age neu interpreti­ert bzw. geändert werden.“

Zwar wird in der Industrie mancherort­s auch eingeräumt, dass das Instrument ob der guten Wirtschaft­slage zeitlich tatsächlic­h nicht optimal gesetzt ist. Dennoch verweisen die Unternehme­r auf den Umstand, dass allein der bürokratis­che Aufwand je Antrag bei bis zu drei Stunden gelegen sei. „Das ist ein sehr komplexes System“, berichtet ein Personalch­ef. Ob Betriebe in dieser Konjunktur­phase tatsächlic­h nur aufgrund dieser Förderung neue Mitarbeite­r einstellen, bezweifle er.

Bei anderen Industriev­ertretern ist der Ärger indes stärker

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APA 2, WOLF
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