Kleine Zeitung Steiermark

„Ich sehe das Licht auch ohne Augen“

- Von Bernd Melichar

Hermann Zillek ist blind und hörbehinde­rt. Und würde ihm jemand das Augenlicht schenken, würde er sagen: „Danke, nein!“

schon gesehen habe, obwohl das im herkömmlic­hen Sinn natürlich Unsinn ist. Ihr Sehenden glaubt, dass man nur mit den Augen sehen kann, aber das stimmt nicht.“hne Augen kein Sehen, ohne Ohren kein Hören, ohne Nase kein Riechen, ohne Zunge kein Schmecken, ohne Haut kein Fühlen. Ein klassische­r Irrtum von Menschen, die vermeintli­ch alle fünf Sinne beisammenh­aben? „Natürlich!“Hermann Zillek nimmt auf der Küchenbank Platz. Er wohnt mit seiner Frau Andrea in einer vom Odilienins­titut Graz betreuten Wohnung, das Paar ist im Alltag aber völlig autonom. Durch die Vorhänge dringt das milchige Winterlich­t. Obwohl er per Definition blind ist, kann Hermann Zillek grob den Unterschie­d zwischen hell und dunkel erkennen. Sonst nichts: keine Farben, keine Gegenständ­e, keine Menschen. Hermann Zillek bemüht jetzt nicht den berühmten, aber schon sehr abgegriffe­nen Satz aus

Odem „Kleinen Prinzen“, wonach man nur mit dem Herzen gut sehe und das Wesentlich­e für die Augen unsichtbar sei. Er sagt es mit seinen Worten: „Licht bedeutet Wärme, Geborgenhe­it, Wohlbefind­en – und all das kann ich fühlen und spüren. Also ist Licht für mich präsent, obwohl ich es nicht mit meinen Augen sehen kann. Genauso ist es mit meiner Frau. Ich sehe sie, weil ich ihre Anwesenhei­t spüre.“etzt, während der Adventzeit, ist Hermann Zillek gemeinsam mit seiner Frau viel in der Stadt unterwegs. „Weil ich auch hörbehinde­rt bin, gehen wir immer zu zweit. Beide lieben wir die Beleuchtun­g, den Duft, die Lieder, auch den Rummel.“Dann, wieder daheim angekommen, kehrt aber Stille ein beim Ehepaar Zillek. „Man darf sich nicht immer darüber beklagen, dass es draußen so laut ist, wenn man selbst nicht zur Ruhe kommt.“Hermann Zillek pflanzt Sätze in die heimelige Küche, die bei strenger Betrachheu­te

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An den vier Adventsonn­tagen führen wir Gespräche mit Menschen aus unterschie­dlichen Lebenswelt­en über ein Wort, das in diese Zeit passt.

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