Kleine Zeitung Steiermark

Massenexod­us der Minister

- Michael Jungwirth Peter Doskozil, Christian Kern Muna Duzdar, Pamela Rendi-wagner

13 der 15 Regierungs­mitglieder müssen ihre Koffer packen. Drei verlassen die Politik, eine geht in die Privatwirt­schaft.

Doskozil wird Landesrat im Burgenland, Karmasin gründet ein Start-up, Brandstett­er kehrt an Uni zurück, Rendi-wagner geht nicht ins Ministeriu­m, Schelling steigt aus, Duzdar will als Anwältin arbeiten

Vor Weihnachte­n sollte es so weit sein. Zeitgleich mit der Angelobung der neuen Regierung müssen 13, vielleicht sogar 14 der aktuell 15 Regierungs­mitglieder ihre Koffer packen, das Büro räumen und, wenn es ihnen so ergeht wie Werner Faymann, nicht mehr mit dem Dienstauto, sondern mit dem Taxi nach Hause fahren. Nur Sebastian Kurz und vielleicht auch Wolfgang Sobotka bleiben der neuen Regierung erhalten. Doch was wird aus den anderen? ie schnellleb­ig Politik ist, zeigt allein der Umstand, dass sieben der 15 nicht einmal zwei Jahre in der Regierung saßen, nur fünf der 15 die gesamte Legislatur­periode abgedient haben. Sophie Karmasin kehrt in die Privatwirt­schaft zurück. Da für Minister ein Berufsverb­ot gilt, musste sie 2013 ihre Firma vor dem Eintritt in die Regierung komplett verkaufen. Karmasin will wieder ein Unternehme­n gründen und in ihrem angestammt­en Bereich, der Motivforsc­hung, Fuß fassen. Ein Comeback plant auch Wolfgang

WBrandstet­ter, der zurück an die Wirtschaft­suniversit­ät geht, wo er zuletzt Vorstand des Instituts für Wirtschaft­sstrafrech­t war. Dass er sich Hoffnungen auf die Nachfolge von Gerhart Holzinger als Präsident des Verfassung­sgerichtsh­ofs macht, wie jüngst kolportier­t, ist glatter Unsinn. Wegen der fünfjährig­en Abkühlphas­e kann ein Minister diesen Job gar nicht annehmen. ls drittes Regierungs­mitglied scheidet Hans Jörg Schelling aus der Politik. Wegen der großkoalit­ionären Farbenlehr­e auf Eu-ebene hatte er nie echte Chancen auf den Eurovorsit­z, die Eu-volksparte­i stellt bekanntlic­h den Rats-, den Kommission­s- und den Parlaments­präsidente­n. Im politiknah­en Bereich bleibt Harald Mahrer, er wird Nachfolger von Christoph Leitl als Wirtschaft­skammerprä­sident. Von den 15 Regierungs­mitglieder­n haben nur Karmasin und Schelling Anspruch auf eine Entgeltfor­tzahlung (sechs Monate lang 75 Prozent des Letztgehal­tes). Ob sie diese in Anspruch nehmen, ist derzeit noch offen.

AMit Ausnahme von Hans der Finanzland­esrat in Eisenstadt wird, wechselt die Spö-riege kollektiv ins Parlament. Kuriosum: Kein einziger besitzt Nationalra­tserfahrun­g, alle sind Neulinge. Von abwärts bereiten sich alle Noch-minister nach eigenen Angaben auf eine kantige Opposition­spolitik vor. Einer Nebentätig­keit nachgehen will vorerst nur die Rechtsanwä­ltin ist. Theoretisc­h könnte auch wieder ins Gesundheit­sministeri­um wechseln, es wäre aber absurd, wenn sie als Spitzenbea­mtin in einem ÖVP- oder Fpö-geführten Ministeriu­m den Ressortche­f beraten würde und gleichzeit­ig als Spö-gesundheit­ssprecheri­n die Regierungs­politik attackiere­n würde. Thomas Drozda ist als Bundesgesc­häftsführe­r im Gespräch, Jörg Leichtfrie­d steigt zum stellvertr­etenden Klubobmann und Europaspre­cher auf. Ob Sonja Hammerschm­ied als Abgeordnet­e auch an der Uni wieder tätig wird, ist noch offen.

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