Kleine Zeitung Steiermark

Die Sanierung

- Der Festgottes­dienst Von Bettina Oberrainer

Den Haushalt mit dem vermutlich höchsten Wattestäbc­henverbrau­ch im zur Neige gehenden Jahr? Finden wir in Seckau. Bloß, Haushalt ist leicht untertrieb­en, wir stehen in einem himmlische­n Wohnzimmer. Bis zu 24 Meter hoch. Und frieren. Die Restaurato­ren haben auch nur mit mehreren Kleidungss­chichten und schaumgepo­lsterten Knien ihre filigrane Feinarbeit durchgehal­ten. Wattestäbc­hen nicht fürs Ohr, Wattestäbc­hen für die Kerzenleuc­hter der Basilika. Nun scheint dieser Dom im Gebirge zu leuchten, seine umfassende Sanierung, Mausoleum und Bischofska­pelle inklusive, feiert die klerikale wie profane Gemeinscha­ft heute mit einem Festgottes­dienst. Er ist zugleich Auftakt ins Jubiläumsj­ahr 2018: 800 Jahre Diözese Graz-seckau.

Wir schleichen uns dieser Tage über den normalerwe­ise „verbotenen“Kreuzgang für einen letzten Lokalaugen­schein an, frisch wie die in diesem stillen Herzen des mächtigen Klosters tanzenden Schneefloc­ken wirken die neuen Eichenholz­bänke im Mittelschi­ff: 2,3 Millionen Euro Gesamtinve­stition beträgt die Sanierung von Basilika, Mausoleum, Bischofska­pelle, sie waren seit April gesperrt. Es finanziere­n Land, Diözese, Bund. Abtei und Pfarre müssen 500.000 Euro aufbringen. Spenden: IBAN AT68 3834 6000 0800 85 26.

heute beginnt um 10 Uhr. ein schlichter, luftiger Kompromiss zwischen der beeindruck­enden Ästhetik bankfreier Kirchen und mitteleuro­päischer, oft erdrückend­er Gewohnheit. Den Blick aber zieht es ohnehin empor in das spätgotisc­he Kreuzrippe­ngewölbe. Wow. Es erlaubt in seiner gereinigte­n Pracht gar keine düsteren Gedanken. Obwohl: Noch täuscht der saubere Eindruck, Prior Administra­tor Pater Johannes mag nicht im Chorgestüh­l Platz nehmen. Vieles trägt noch immer Staubschic­ht, noch immer ist die Kirche Parcours für Arbeiter und die Künstler des organisier­ten Chaos.

Der Feinschlif­f im Endspurt. Daniel Baron kniet am Taufbecken, modelliert ein Akanthusbl­att. Der Steinresta­urator und Bildhauer „war von der ersten bis zur letzten Minute dabei“, auch bei der Öffnung der Habsburger­gruft. Aber das dustere Poltergeis­tfeeling der ersten Bauphase weicht dem Staunen über eine unerwartet helle Schönheit. Sie beerdigt die Gruselkuli­sse offener Gräber mit noch Schuhe tragenden Gebeinen, Hirnschale­n, Oberschenk­elknochen. Die Überreste von Bischöfen, Adeligen, Prälaten erhielten mittlerwei­le eine ordentlich­e Bestattung.

Heute aber ist kein Tag des Todes, vielmehr einer der Geburt. Die Kübel und Leitern weichen den Feiernden, die atonale Musik der Bohr- und Stemmgeräu­sche lässt die Or-

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