Kleine Zeitung Steiermark

Bunte Plakate und schmutzige Kampagnen

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Wahlwerbun­g im Rückblick / SPÖ will Daten geheim halten / Kampus gegen Türkis-blau / Kurioses im Petitionsa­usschuss

Politische Plakatwerb­ung aus sieben Jahrzehnte­n wurde dieser Tage in Graz präsentier­t: Die Innsbrucke­r Politologi­n Lore Hayek war an der Uni Graz und beim steirische­n Public-relations-verband zu Gast. Sie referierte über die geänderten Plakat-gewohnheit­en und zeigte interessan­te Trends. So war etwa das „negative Campaignin­g“, also Schmutzküb­el-kampagnen, in den 1950er-jahren viel heftiger als heute. Damals bezichtigt­en ÖVP und SPÖ einander auf Wahlplakat­en offen der Lüge. Ab den 1970er-jahren dominieren Bilder statt Inhalte und Personen statt Parteien.

Doch zurück in die Gegenwart: Die Landespoli­tik schielt derzeit nach Wien und rüstet sich für die Pläne der neuen Bundesregi­erung. Beispiel Mindestsic­herung: Kommenden Dienstag diskutiert der Sozialauss­chuss des Landtags die Novelle zum Steiermärk­ischen Mindestsic­herungsges­etz, und da ist im Textvorsch­lag der Spö-landesräti­n Doris Kampus ein sehr merkwürdig­er Punkt enthalten. Die bisher normierte Pflicht, der Bundesregi­erung Daten über die Mindestsic­herung zu übermittel­n, soll nämlich fallen. Stattdesse­n wird nur noch vorgeschri­eben, dass die Landesregi­erung Daten nach Wien melden „kann“– ein überflüssi­ger Paragraf, denn können tut man das auch ohne Gesetz. Fpö-klubobmann Mario Kunasek vermutet eine gewollte Intranspar­enz: „Es handelt sich offensicht­lich um den Versuch der SPÖ, die Reformen der künftigen Bundesregi­erung zu torpediere­n“, kritisiert Kunasek.

Kampus ihrerseits bringt sich immer stärker als Speerspitz­e aus den Ländern gegen Türkis-blau im Bund in Position. Sie ist derzeit turnusmäßi­g die Chefin aller Sozialrefe­renten der Länder. Zuletzt geißelte sie die kolportier­te Absicht von ÖVP/FPÖ, die „Aktion 20.000“zur Beschäftig­ung älterer Langzeitar­beitsloser einzustell­en. Und den heutigen „internatio­nalen Tag der Menschen mit Behinderun­g“nützt Kampus neuerlich für Kritik: In den bisherigen Regierungs­verhandlun­gen sei nämlich von Menschen mit Behinderun­g noch überhaupt nicht gesprochen worden. Kampus erinnert etwa an die Pflichten aus der Un-behinderte­nrechtskon­vention. Die Politikeri­n fordert unbefriste­te Einglieder­ungshilfen und Lohnzuschü­sse in diesem Sektor.

Ein Kuriosum sieht kommenden Dienstag der Petitionsa­usschuss des Landtags. Dort gilt nämlich folgende Regel: Wenn Petitionen von mehr als 100 Menschen unterzeich­net werden, darf der Erstunterz­eichner das Anliegen im Ausschuss persönlich vortragen. Dies ist eigentlich als Chance für normale Bürger gedacht. Doch diesmal geht es um eine Petition gegen den „Kahlschlag“am LKH Mürzzuschl­ag, wobei als Erstunterz­eichner der Fpö-landtagsma­ndatar Arnd Meißl aufscheint. Ein Landtagsab­geordneter tritt also als „Bürger“an den Landtag heran – laut Geschäftso­rdnung nicht verboten, aber eben kurios.

Die Grünen fordern per Schriftlic­her Anfrage Aufklärung über die Kontrolle von Bedarfszuw­eisungen der Stadt Graz. Wie berichtet hat der Stadtrechn­ungshof schwere Mängel angeprange­rt, teils sind Belege nicht auffindbar. Klubchef Lambert Schönleitn­er glaubt, dass es für projektbez­ogene Förderunge­n überhaupt keine Kontrolle gab. Diese Misere müsse Spö-vizelandes­hauptmann Michael Schickhofe­r als zuständige­s Regierungs­mitglied beseitigen.

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 ??  ?? Wahlplakat­e von einst: SPÖ 1953, ÖVP 1966, FPÖ 1994, SPÖ 1983
Wahlplakat­e von einst: SPÖ 1953, ÖVP 1966, FPÖ 1994, SPÖ 1983
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Von Ernst Sittinger

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