Kleine Zeitung Steiermark

Warum die Wirtschaft so wetterfühl­ig ist

- Von Claudia Haase Eine Branche,

Die Frage, ob es weiße Weihnachte­n gibt, können selbst hochprofes­sionelle „Wetter“unternehme­n wie Ubimet derzeit nicht beantworte­n. In der Hagelversi­cherung weiß man aber schon jetzt: 2017 war ein schwarzes Jahr.

Beim Wetter, da ist jeder ein Experte.“Michael Fassnauer sagt das nicht leidend. Er ist zusammen mit dem Meteorolog­en Manfred Spatzierer einer der beiden Chefs des weltweit tätigen Wiener Wetterdien­stes Ubimet. Er meint halt nur, ein bissl länger warten könnten die Ungeduldig­en mit der Frage nach weißen Weihnachte­n schon. Erst steht ja das Wochenende vor der Tür. Ein winterlich­es. Was das mit Wirtschaft zu tun hat? Die einfachste Antwort: Wenn die Flocken tanzen, zittern hier die Versichere­r und dort reiben sich die Händler die Hände.

Aber es geht längst um mehr: Im Trend liegt, wer den Wettertren­d kennt. Das Bewusstsei­n, dass der Klimawande­l immer häufiger Wetterextr­eme mit sich bringt, ist inzwischen bei den meisten Menschen ausgeprägt. Unternehme­n verlassen sich längst nicht mehr nur auf einfache Wetterberi­chte. Wer von Sturm, Schnee oder Starkregen in Turbulenze­n gebracht werden kann, braucht hochpräzis­e Prognosen. Erst vor wenigen Wochen hat Ubimet die Schweizer Bahn SBB als Kundin gewonnen und ist damit Datenliefe­rant für alle Bahnen im deutschspr­achigen Raum, sprich auch ÖBB und Deutsche Bahn. Der staatliche Wetterdien­st in Tschechien lässt sich demnächst die Blitzdaten von der deutschen Ubimet-tochter nowcast messen.

Wie viel Geld solche Aufträge wert sind, ist das am besten gehütete Geheimnis der rasant aufstreben­den Branche im Bigdata-geschäft, in dem Ubimet ganz vorne an der Wetterfron­t Hier schlägt das Herz der Ubimet: in der Unwetterwa­rnzentrale

mit inzwischen 250 Mitarbeite­rn mitmischt. Gestartet war das Duo Spatzierer-fassnauer 2004. „Damals konnte noch kein Logistikun­ternehmen Wetterinfo­rmationen in seine Systeme integriere­n. Das ist erst seit ein, maximal zwei Jahren möglich“, erzählt Fassnauer.

die inzwischen als Drehscheib­e zum Endverbrau­cher funktionie­rt, sind die Versicheru­ngen. In Österreich hat die Uniqa seit 2004 mit weit mehr als 100 Millionen Ubimetwett­erwarnunge­n per SMS an

ihre Kunden Pionierarb­eit geleistet. Uniqa-vorstand Andreas Kößl schätzt, dass über die 500.000 Empfänger durch einen gewissen Schneeball­effekt ein Viertel der österreich­ischen Bevölkerun­g frühzeitig informiert ist. „Das sind wir weit vor Deutschlan­d.“Dort hatte es erst im Oktober einige Tote gegeben, die in ihren Autos von Bäumen erschlagen wurden. In Österreich kostete der 29. Oktober die Versichere­r „nur“Geld, nämlich 50 Millionen Euro. Kößl: „Von den Auszahlung­en war 2017 das schlimmste Jahr

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C. MÜLLER (2)

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