Warum die Wirtschaft so wetterfühlig ist
Die Frage, ob es weiße Weihnachten gibt, können selbst hochprofessionelle „Wetter“unternehmen wie Ubimet derzeit nicht beantworten. In der Hagelversicherung weiß man aber schon jetzt: 2017 war ein schwarzes Jahr.
Beim Wetter, da ist jeder ein Experte.“Michael Fassnauer sagt das nicht leidend. Er ist zusammen mit dem Meteorologen Manfred Spatzierer einer der beiden Chefs des weltweit tätigen Wiener Wetterdienstes Ubimet. Er meint halt nur, ein bissl länger warten könnten die Ungeduldigen mit der Frage nach weißen Weihnachten schon. Erst steht ja das Wochenende vor der Tür. Ein winterliches. Was das mit Wirtschaft zu tun hat? Die einfachste Antwort: Wenn die Flocken tanzen, zittern hier die Versicherer und dort reiben sich die Händler die Hände.
Aber es geht längst um mehr: Im Trend liegt, wer den Wettertrend kennt. Das Bewusstsein, dass der Klimawandel immer häufiger Wetterextreme mit sich bringt, ist inzwischen bei den meisten Menschen ausgeprägt. Unternehmen verlassen sich längst nicht mehr nur auf einfache Wetterberichte. Wer von Sturm, Schnee oder Starkregen in Turbulenzen gebracht werden kann, braucht hochpräzise Prognosen. Erst vor wenigen Wochen hat Ubimet die Schweizer Bahn SBB als Kundin gewonnen und ist damit Datenlieferant für alle Bahnen im deutschsprachigen Raum, sprich auch ÖBB und Deutsche Bahn. Der staatliche Wetterdienst in Tschechien lässt sich demnächst die Blitzdaten von der deutschen Ubimet-tochter nowcast messen.
Wie viel Geld solche Aufträge wert sind, ist das am besten gehütete Geheimnis der rasant aufstrebenden Branche im Bigdata-geschäft, in dem Ubimet ganz vorne an der Wetterfront Hier schlägt das Herz der Ubimet: in der Unwetterwarnzentrale
mit inzwischen 250 Mitarbeitern mitmischt. Gestartet war das Duo Spatzierer-fassnauer 2004. „Damals konnte noch kein Logistikunternehmen Wetterinformationen in seine Systeme integrieren. Das ist erst seit ein, maximal zwei Jahren möglich“, erzählt Fassnauer.
die inzwischen als Drehscheibe zum Endverbraucher funktioniert, sind die Versicherungen. In Österreich hat die Uniqa seit 2004 mit weit mehr als 100 Millionen Ubimetwetterwarnungen per SMS an
ihre Kunden Pionierarbeit geleistet. Uniqa-vorstand Andreas Kößl schätzt, dass über die 500.000 Empfänger durch einen gewissen Schneeballeffekt ein Viertel der österreichischen Bevölkerung frühzeitig informiert ist. „Das sind wir weit vor Deutschland.“Dort hatte es erst im Oktober einige Tote gegeben, die in ihren Autos von Bäumen erschlagen wurden. In Österreich kostete der 29. Oktober die Versicherer „nur“Geld, nämlich 50 Millionen Euro. Kößl: „Von den Auszahlungen war 2017 das schlimmste Jahr