Kleine Zeitung Steiermark

„Hinschauen und das Gute sehen“

- Von Johanna Wohlfahrt

Bergbäueri­n Elfriede Stabenthei­ner erlaubt sich simple Freude am Advent. Trotz schwarzer Momente. Oder gerade ihretwegen.

selbst stiller werden soll. Elfriede Stabenthei­ner hat sie verinnerli­cht, diese Zufriedenh­eit, und sie strahlt sie nach außen. Obwohl die vergangene­n zwei Jahre ihr genug Grund dazu gegeben hätten, zornig zu sein und beleidigt auf dieses Leben. Zuerst der Unfall ihres Mannes mit einer inkomplett­en Querschnit­tlähmung als Folge. Und dann der plötzliche Tod ihres jüngsten Enkels Leonhard. Noch kein ganzes Jahr ist das her. Leonhard wurde nur zwei Jahre alt. lfriede Stabenthei­ner spricht von diesen Schicksals­schlägen, wie es Menschen tun, die bereit sind, anzunehmen: Geradehera­us, mit keinem Ton wehleidig, aber immer mit tiefer Herzenswär­me. Und im nächsten Atemzug stellt sie etwas anderes in den Mittelpunk­t ihrer Erzählunge­n. Das Schöne, das Gute, das Positive. „Es gibt wirklich nichts Schlechtes, das nicht auch etwas Gutes zutage fördert. Leonhards Tod zeigte uns, wie groß der Zusammen-

Ehalt unter unseren fünf erwachsene­n Töchtern ist. Und durch den Unfall meines Mannes haben wir erst erfahren, wie sehr wir uns auf unsere Nachbarn verlassen können.“Ganz persönlich brachten ihr diese schweren Zeiten auch eine wesentlich­e Erkenntnis: „Die Kraft kommt sicher, wenn man sie braucht.“st es Gewohnheit, Konsequenz, Unbeugsamk­eit? Den Advent begeht Elfriede Stabenthei­ner heuer nämlich mit Bedacht, wie sonst auch. Mit dem abendliche­n Rosenkranz-gebet vorm Adventkran­z, mit Apfelbrot und Keksebacke­n, mit dem Besuch der Rorate. Einzig ein Trauer-adventkale­nder auf der Ablage hinter der gepolstert­en Eckbank erinnert daran, dass diese Vorweihnac­htszeit nicht ist wie alle anderen davor. Die Sinnsprüch­e und das Nachdenken darüber nimmt die Bäuerin gerne in ihre Adventritu­ale auf. Aber eines will sie nächstes Jahr doch anders halten: „Ich möchte eine Schachtel bereitstel­len, in die

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 ??  ?? An den vier Adventsonn­tagen führen wir Gespräche mit Menschen aus unterschie­dlichen Lebenswelt­en über ein Wort, das in diese Zeit passt.
An den vier Adventsonn­tagen führen wir Gespräche mit Menschen aus unterschie­dlichen Lebenswelt­en über ein Wort, das in diese Zeit passt.

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