„Hinschauen und das Gute sehen“
Bergbäuerin Elfriede Stabentheiner erlaubt sich simple Freude am Advent. Trotz schwarzer Momente. Oder gerade ihretwegen.
selbst stiller werden soll. Elfriede Stabentheiner hat sie verinnerlicht, diese Zufriedenheit, und sie strahlt sie nach außen. Obwohl die vergangenen zwei Jahre ihr genug Grund dazu gegeben hätten, zornig zu sein und beleidigt auf dieses Leben. Zuerst der Unfall ihres Mannes mit einer inkompletten Querschnittlähmung als Folge. Und dann der plötzliche Tod ihres jüngsten Enkels Leonhard. Noch kein ganzes Jahr ist das her. Leonhard wurde nur zwei Jahre alt. lfriede Stabentheiner spricht von diesen Schicksalsschlägen, wie es Menschen tun, die bereit sind, anzunehmen: Geradeheraus, mit keinem Ton wehleidig, aber immer mit tiefer Herzenswärme. Und im nächsten Atemzug stellt sie etwas anderes in den Mittelpunkt ihrer Erzählungen. Das Schöne, das Gute, das Positive. „Es gibt wirklich nichts Schlechtes, das nicht auch etwas Gutes zutage fördert. Leonhards Tod zeigte uns, wie groß der Zusammen-
Ehalt unter unseren fünf erwachsenen Töchtern ist. Und durch den Unfall meines Mannes haben wir erst erfahren, wie sehr wir uns auf unsere Nachbarn verlassen können.“Ganz persönlich brachten ihr diese schweren Zeiten auch eine wesentliche Erkenntnis: „Die Kraft kommt sicher, wenn man sie braucht.“st es Gewohnheit, Konsequenz, Unbeugsamkeit? Den Advent begeht Elfriede Stabentheiner heuer nämlich mit Bedacht, wie sonst auch. Mit dem abendlichen Rosenkranz-gebet vorm Adventkranz, mit Apfelbrot und Keksebacken, mit dem Besuch der Rorate. Einzig ein Trauer-adventkalender auf der Ablage hinter der gepolsterten Eckbank erinnert daran, dass diese Vorweihnachtszeit nicht ist wie alle anderen davor. Die Sinnsprüche und das Nachdenken darüber nimmt die Bäuerin gerne in ihre Adventrituale auf. Aber eines will sie nächstes Jahr doch anders halten: „Ich möchte eine Schachtel bereitstellen, in die
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