Kleine Zeitung Steiermark

„Gewalt ist nie eine Privatsach­e“

- Von Andrea Rieger

Mit dem Tag der Menschenre­chte enden heute die „16 Tage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen“. Frauenhaus­chefin Michaela Gosch über #metoo, das neue Frauenhaus, Opferschut­z und Täterarbei­t.

Frau Gosch, Graz beteiligt sich wie viele Städte weltweit an der Kampagne „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“. Was bringen solche Aktionen? MICHAELA GOSCH: Gewalt ist nie eine Privatsach­e, die in der Familie bleiben sollte, sondern ein gesellscha­ftliches Problem. Hier kann man gar nicht genug Aufmerksam­keit erzeugen. Geht es um Gewalt gegen Kinder, hat man noch eher die breite Masse hinter sich, beim Thema Gewalt gegen Frauen schauen viele gern weg.

#metoo ist in aller Munde, Gewalt in Internaten seit Kurzem ebenso. Wo ziehen Sie in Sachen Gewalt die rote Linie?

Ich bin da sehr rigid. Gewalt beginnt für mich dort, wo meine persönlich­e Integrität und mein Schutzraum verletzt werden. Sexuelle Belästigun­g ist ganz Gewalt, ausgeübt aus einer Machtposit­ion heraus. Dass die Kellnerin den Wirt sexuell belästigt, kommt ja in der Regel eher nicht vor.

Es gibt aber auch Menschen, die jetzt genervt reagieren, für die ein frauenvera­chtender Witz etwas ist, was man weglacht, aber keine Form von Gewalt.

Zu uns kommen auch Frauen, die es selbst lange Zeit für normal gehalten haben, eingesperr­t und systematis­ch abgewertet zu werden. Wenn man aber Gewaltpräv­ention betreiben will, kann man nicht erst dort ansetzen, wo es um körperlich­e Misshandlu­ngen geht.

Sie leiten seit zehn Jahren die steirische­n Frauenhäus­er. Hat sich in Sachen Gewalt gegen Frauen etwas positiv verändert? Die gesetzlich­en Grundlagen

Newspapers in German

Newspapers from Austria