„Gewalt ist nie eine Privatsache“
Mit dem Tag der Menschenrechte enden heute die „16 Tage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen“. Frauenhauschefin Michaela Gosch über #metoo, das neue Frauenhaus, Opferschutz und Täterarbeit.
Frau Gosch, Graz beteiligt sich wie viele Städte weltweit an der Kampagne „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“. Was bringen solche Aktionen? MICHAELA GOSCH: Gewalt ist nie eine Privatsache, die in der Familie bleiben sollte, sondern ein gesellschaftliches Problem. Hier kann man gar nicht genug Aufmerksamkeit erzeugen. Geht es um Gewalt gegen Kinder, hat man noch eher die breite Masse hinter sich, beim Thema Gewalt gegen Frauen schauen viele gern weg.
#metoo ist in aller Munde, Gewalt in Internaten seit Kurzem ebenso. Wo ziehen Sie in Sachen Gewalt die rote Linie?
Ich bin da sehr rigid. Gewalt beginnt für mich dort, wo meine persönliche Integrität und mein Schutzraum verletzt werden. Sexuelle Belästigung ist ganz Gewalt, ausgeübt aus einer Machtposition heraus. Dass die Kellnerin den Wirt sexuell belästigt, kommt ja in der Regel eher nicht vor.
Es gibt aber auch Menschen, die jetzt genervt reagieren, für die ein frauenverachtender Witz etwas ist, was man weglacht, aber keine Form von Gewalt.
Zu uns kommen auch Frauen, die es selbst lange Zeit für normal gehalten haben, eingesperrt und systematisch abgewertet zu werden. Wenn man aber Gewaltprävention betreiben will, kann man nicht erst dort ansetzen, wo es um körperliche Misshandlungen geht.
Sie leiten seit zehn Jahren die steirischen Frauenhäuser. Hat sich in Sachen Gewalt gegen Frauen etwas positiv verändert? Die gesetzlichen Grundlagen