„Handke zeigt uns den Weg“
Ein Leser verfasst anlässlich des 75. Geburtstages des Literaten ein Plädoyer für das Lesen.
„Der geglückte Tag“und „Jeder sechste Volksschüler liest schlecht“, 6. 12.
Wir ehren einen Literaten und sein Werk, „nur können wir nicht lesen“, wie bei der letzten Pisastudie festgestellt wurde. Beide geradezu gegensätzlichen Meldungen finden sich in den Medien dieser Tage. Die Reihe der Gratulanten zum 75. Geburtstag von Peter Handke wird lang sein, was auf seine internationale Bedeutung schließen lässt. Und seine Kärntner Heimat hat jetzt alles dafür getan, dass dem Jubilar auch eine Ehrung in Gold anstatt nur in Silber, wie ursprünglich vorgesehen, zuteilwird.
Es ist ein Zeichen dafür, dass wir uns unserer Kultur bewusst werden sollten. Lesefähigkeit entsteht weder in blauem Dunst noch in Rot- oder Schwarzseherei. Die Begeisterungsfähigkeit junger Menschen zu entfalten und zu erhalten wäre das Ziel. Handke sagt dazu: „Wie schwer ist das Sehen. Und es gibt keine Schule dafür; jeder kann es nur selber lernen, Tag für Tag neu. Aber dann …“Geben wir den Kindern Raum für diese Erfahrung, das „Leuchten am Ende des Weges“sehen zu lernen. Nicht mit Zwang und Druck, sondern mit Engagement und Überzeugung. Lernen führt zur Selbsterfahrung. Der Weg des Übens ist möglicherweise lang, aber niemals vergebens. Handke zeigt uns den Weg.
Dr. Bruno Reuer, Bodensdorf geschuldet ist, dann ist die Nachkriegszeit Österreichs nur eine Schimäre. Wenn wir uns die Zustände in den städtischen Arbeitermilieus oder am Lande bei Kleinbauern und deren weichenden Erben samt Familien in den 50er- und 60er-jahren anschauen, dann müssten dort 80 Prozent der Schüler Analphabeten geworden sein.
Trotzdem verließen 98 Prozent der Schüler nach acht Jahren die Volks- bzw. Hauptschule, konnten sinnerfassend lesen und schreiben und beherrschten die Grundrechnungsarten. Vielleicht aber war damals das schulische Lernen auch eine Pflicht und nicht nur ein „Funevent“. Dr. Karl Noé, Seckau