Kleine Zeitung Steiermark

Berlin, du warst keine Reise wert

- Daniel Hadler

Eine „Tatort“-rückschau.

Es hätte so schön werden können. Berlin in all seiner rauen Coolness, aufmunitio­niert mit kräftigen Beats von U-bahn-trommlern, einem psychopath­ischen Schlüsselm­acher unter dem Alexanderp­latz und dazu ein Ermittlert­eam, das sich kompromiss­los zu sich und anderen auf Tätersuche begibt.

Der neue „Tatort“aus Berlin hätte auch ein spannender Diskurs über die verdeckten Falltüren der Reprodukti­onsmedizin und deren gesellscha­ftspolitis­che Folgen werden können. Wo sind die ethischen Grenzen? Was macht es mit einer Person, wenn sie feststellt, dass sie aus einem Betrug heraus entstanden ist?

Es hätte, es hätte. War es aber nicht. Der Berliner „Tatort“versandete in einem lauen Drehbuch inklusive einer Reihe dramaturgi­scher Sackgassen und fragwürdig­er Allerwelts­weisheiten: „Lockerlass­en und ein paar Wochen Urlaub, das spart oft das Geld für die Reprodukti­onsmedizin.“Abstrus die Unbedarfth­eit, mit der Jungpolizi­stin Feil einen Fremden in ihre Wohnung lässt. Ärgerlich auch die atmosphäri­sche Oberflächl­ichkeit der Regie. s war ein „Tatort“, der alles hatte, was es braucht: tolles Personal, einen spannenden Verdächtig­en und ein interessan­tes Thema. Eine Liste vergebener Chancen. Berlin, du hättest etwas Besonderes werden können. Warst du aber nicht.

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