Eine offene Tür für Ausgesperrte
Obdachlos inmitten des Überflusses. Carina Blumrich weiß, wie heilsam, aber auch belastend das Helfen sein kann.
Man muss wahrlich nicht groß sein, um Großartiges zu leisten. Das muss man als Hund, der einem gerade einmal bis zum Knie reicht, nicht unbedingt wissen. Aber die Selbstverständlichkeit, mit der er sich neben einem einreiht, ist kein Zufall – es ist schon mehr ein Leiten denn ein einfaches Begleiten. Seine Teamleiterin, Carina Blumrich, lächelt amüsiert, denn sie kennt die Wirkung des kleinen Hundes namens „Fuchur“: „Er zaubert hier vielen ein Lächeln auf die Lippen – nicht nur Kindern.“
Ein Lächeln, das klingt für die meisten Menschen nicht nach sehr viel, vielleicht sogar ein bisschen nach Flüchtigkeit. Doch für die Menschen, die das Haus Franzisca der Caritas aufsuchen, ist das schon sehr viel. Denn es heißt: Man fühlt sich willkommen geheißen. Und das ist der erste Schritt des Ankommens. Denn jene Frauen, die hier anklopfen, sind obdachlos. 25 Jahren bietet die Caritas Hilfe für Obdachlose, das Haus Franzisca ist eine Notschlafstelle für Frauen und Mütter mit Kindern. Und es ist eine Zwischenstation, die alles abbildet, woran der Mensch so beteiligt ist: Liebe und Hass, Zärtlichkeit und Gewalt, Hoffnung und Enttäuschung. arina Blumrich ist seit sieben Jahren in diesem Bereich tätig, sie kennt viele Schicksale und ebenso viele Auslöser: Sucht, psychische Krankheit, Gewalt, Armut. Eines eint alle Menschen, die obdachlos sind: Obwohl sie keine vier Wände haben, keine Tür zum Zusperren, so sind sie doch ausgesperrt – von der Gesellschaft.
Meist ist der Kampf, den man gegen das drohende Unheil führt, lang: „Oft sieht man auf den ersten Blick nicht, wer Hilfe braucht, weil viele Frauen lange durchstehen können und es nach außen hin nicht zeigen.“Irgendwann, wenn sich die Spirale immer schneller dreht, die nächste Miete schon wieder fäl-
Clig ist, die nächsten Rechnungen wieder eintrudeln, dann lässt man einfach los. „Und dann hat man schnell die Delogierung. Man steht auf der Straße mit dem Notwendigsten, das man zusammenpacken konnte.“Und wäre es nicht so unsäglich traurig, müsste man schon fast wieder lachen: Während diverse Hochglanzmagazine den Trend zur Reduktion als Befreiung feiern und man gerade zu Weihnachten zwanghaft mit dem Aufräumen seines ganz eigenen inneren Wohnraumes beschäftigt ist, mit den verzweifelten Versuchen des Innehaltens, müssen andere nach einer unfreiwilligen Reduktion ihr Leben ebenfalls neu beginnen. Und dieser Beginn kann sehr reduziert sein: „Wir versuchen, die Situation zu stabilisieren. Oft ist es besser, einfach zuzuhören. Und man muss die Menschen einfach auch einmal ausweinen lassen, wenn sie es brauchen.“
Wenn Carina Blumrich von solchen Momenten erzählt, wandert ihre Hand ganz autoseit