Kleine Zeitung Steiermark

Die unsichtbar­e Hand des Bundespräs­identen

- Von Thomas Götz

Hofburg, Gremien, Kahlenberg. Nach nächtliche­r Einigung trafen sich die neuen Koalitions­partner zu einem Tag politische­r Rituale wieder.

„Guten Morgen – soweit ein Morgen gut sein kann“, scherzt Alexander Van der Bellen, als er seine Gäste vor der Tapetentür abholt. Alle drei sehen nicht sehr frisch aus. Der Präsident hatte bis zuletzt vorsichtig mitsondier­t, um alle möglichen Angriffsfl­ächen, die die neue Regierung bieten könnte, schon im Vorfeld aus der Welt zu schaffen. Seinen Gästen, Sebastian Kurz und Heinz-christian Strache, waren die Strapazen deutlich anzusehen, die der Endspurt der Verhandlun­gen hinterlass­en hat. Es war doch noch spät geworden am Freitagabe­nd im Palais Epstein neben dem Parlament, wo sich die meisten Verhandlun­gstermine abgespielt hatten. Von den nächtliche­n Nachbespre­chungen gar nicht zu reden.

Noch darf keiner der Eingeweiht­en etwas über die Inhalte sagen am Tag danach. „Die Gremien“sehen es nicht gerne, wenn sie aus Medien erfahren, was ihnen zuerst mitgeteilt werden muss. In der FPÖ steht über das ausgehande­lte Paket noch eine Abstimmung an, die ÖVP hat dem Parteichef zuvor einen Freibrief gegeben. Einstimmig war die Zustimmung Am Kahlenberg, hoch über Wien: Kurz und Strache vor Flaggen im Hotel Interconti­nental ebenso wie in der Politische­n Akademie der ÖVP am anderen Ende der Stadt. Froh aber waren dort nicht alle. Ein Schlag ins Gesicht nannte der Tiroler Bauernbund die Ablöse von Andrä Rupprechte­r, den Landsmann im Landwirtsc­haftsminis­terium, durch Elisabeth Köstinger. Die gehört zwar auch dem Bauernbund an, aber eben nicht in Tirol.

Noch ist das Geheimnis der Ministerna­men nicht gelüftet, das Programm geheim, da kursieren die ersten Namen. Der Finanzmini­ster, von dem keiner zuvor geredet hatte, die Überraschu­ngslösung für das riesige Bildungsmi­nisterium. An Professor Heinz Faßmann hätte man denken können, schließlic­h tritt er mit Kurz auf, seit dieser in der Politik eine Rolle spielt. Auch die Nebenwirku­ngen der Ernennunge­n beschäftig­en die Kollegen: Wolfgang Sobotka steht nicht auf der Liste, was wird aus ihm? Säuerlich mimt der Befragte schon zu Mittag Freude über das Amt des Ersten Nationalra­tspräsiden­ten, das ihm aufgenötig­t werden soll. Und weil Strache nun Vizekanzle­r ist, muss ein neuer Klubchef her. Eine Bosheit der FPÖ gegenüber dem Staatsober­haupt macht die Runde: Johann Gudenus soll es sein, jener Mann, den Van der Bellen nicht als Innenminis­ter wollte. Dass er auf sein Mandat schon verzichtet hatte, wird ihn nicht hindern, gemeinsam mit Walter Rosenkranz den Job zu machen. Und für Norbert Hofer wird Anneliese Kitzmüller einspringe­n im Nationalra­tspräsidiu­m. Die Oberösterr­eicherin war eine von vier Verhandler­innen, die Strache um sich geschart hatte.

Für den Nachmittag hatte man sich einen Gag ausgedacht:

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