Kleine Zeitung Steiermark

Ein Steirer-quartett fürs Kabinett

- Von Ernst Sittinger

Vier steirische Minister in der neuen Regierung: Wer darauf gewettet hätte, wäre reich geworden. Denn lange drohte in Sachen weiß-grüne Regierungs­beteiligun­g eine Hängeparti­e. Erst im Finish lösten sich die Steirer effektvoll aus dem Windschatt­en.

Als Erster wurde Fpö-landeschef Mario Kunasek als Verteidigu­ngsministe­r gehandelt, vor einigen Tagen sickerte dann auch der Name von Fpö-gesundheit­sministeri­n Beate Hartinger durch. Die ÖVP hingegen musste lange bangen. Da feststand, dass Reinhold Lopatka nicht mehr Klubobmann wird, sah es nach einer Nullnummer für Övp-landeshaup­tmann Hermann Schützenhö­fer bei den Top-jobs in Wien aus.

Jetzt ist alles anders: Mit dem in Selzthal gebürtigen Finanzmini­ster Hartwig Löger und Familienmi­nisterin Juliane Bogner-strauß aus Gamlitz stellt die Landes-övp formal gleich zwei Minister. Das war zuletzt vor einem Vierteljah­rhundert der Fall (1992 mit Vizekanzle­r Josef Riegler und Umweltmini­sterin Ruth Feldgrill-zankel).

Löger lebt allerdings in Niederöste­rreich und arbeitet in Wien, Steirer ist er nur der Herkunft nach. Also ein Zufallsmin­ister fürs Land. Das führt zu einem komischen Effekt: Obwohl er in der Steirer-vp bisher nie in Erscheinun­g trat, wird er jetzt vom Fleck weg Mitglied des Landespart­eivorstand­s. Laut Statut gehören Minister automatisc­h dem Gremium an.

Enger sind die Verflechtu­ngen zu Bogner-strauß, obwohl auch sie erst heuer zur Politik stieß. Die stellvertr­etende Institutsc­hefin am Biochemie-institut der TU Graz war eine von zwei Kandidaten, die Schützenhö­fer Juliane Bogner-strauß: Kandidatin des Landeshaup­tmanns

persönlich auf Platz 3 und 4 der Landeslist­e setzte. Sie kommt aus der Gamlitzer Weinbaufam­ilie Strauß (vulgo Schopper). Ihr Mann Erik Bogner ist ein Schulfreun­d von Landesrat Christophe­r Drexler.

Dass Bogner-strauß ins Kabinett kam, dürfte mit Schützenhö­fers Auftritten in Wien zu tun haben. Dem Vernehmen nach war er in der Bundespart­ei zuletzt der Einzige, der sich traute, Sebastian Kurz zu widersprec­hen. Der dürfte es vorgezogen haben, die Steirer nicht zu reizen, indem er sie mit leeren Händen nach Hause schickt.

Der andere Lh-kandidat auf der Landeslist­e, Ex-medizinrek­tor Josef Smolle, erhält jetzt als Nachrücker übrigens das Mandat von Bogner-strauß – noch ein Steirer im Parlament. S. Hermann: Durchmarsc­h zum Klubchef Oliver Wieser: neue Akzente in der SP

In der Landes-fpö macht der Aufstieg von Mario Kunasek eine Neuaufstel­lung nötig. Hannes Amesbauer wäre als neuer Landtagskl­ubchef vorgesehen gewesen, doch er war eben erst in den Nationalra­t eingezogen und wollte lieber in Wien bleiben. Nun dürfte es zu einer wirklich bemerkensw­erten Lösung kommen: Landesgesc­häftsführe­r Stefan Hermann, der Kunaseks Landtagsma­ndat übernimmt, soll gleich vom Fleck weg Klubchef werden. Es wäre in den größeren Parteien das erste Mal, dass ein Mandatar neu einzieht und gleich „als Chef“im Landtag beginnt.

Hermann hat zweifellos die Fähigkeite­n für den Job. Dennoch bedeutet der Vorbeimars­ch eine Brüskierun­g der Landtags-truppe und ist daher eine heikle Mission. Offenbar müht man sich derzeit parteiinte­rn, den Klub auf diese Lösung einzuschwö­ren. Die endgültige Entscheidu­ng fällt kommenden Donnerstag in den Parteigrem­ien. Kunasek bleibt allerdings steirische­r FPÖ-CHEF – man darf davon ausgehen, dass er bei der Landtagswa­hl 2020 um den Landeshaup­tmann rittert.

Auch die Landes-spö wird sich im Angesicht der schwarz-blauen Bundesregi­erung neu finden müssen. Parteichef Michael Schickhofe­r reitet bereits heftige Attacken: Die Regierung bedeute einen „dreifachen Salto rückwärts“, die Bestellung des Uniqa-vorstands Löger zum Finanzmini­ster lasse auf geplante Privatisie­rungen im Sozialvers­icherungsw­esen schließen. Schickhofe­r verlangt von Kunasek ein Minister-veto gegen den 12-Stunden-arbeitstag und denkt bereits laut über ein Volksbegeh­ren zu dem Thema nach.

Im Hintergrun­d arbeitet Schickhofe­r massiv an der Öffnung und Stärkung der Landesspö. Wie berichtet dürfte Geschäftsf­ührer Max Lercher in die Bundespart­ei aufsteigen, Landtagsma­ndatar Oliver Wieser soll neuer Landesgesc­häftsführe­r werden. Wieser arbeitet mit der Trofaiache­rin Nicole Pasti seit einem Jahr an der Parteiöffn­ung. Dort laufen interessan­te Projekte: Es geht etwa um die Durchlässi­gkeit von der Lehre zu einem Fh-studium oder um neue Frauen-netzwerke in den Gemeinden. Ein Ziel: Bei der Gemeindera­tswahl 2020 soll der Anteil weiblicher Kandidaten deutlich steigen.

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ÖVP/SCHERIAU
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