Kleine Zeitung Steiermark

Neues Leben für ein Stück Grazer Zeitgeschi­chte

- Von Andrea Rieger „Der Osteingang

3000 Menschen bot der Luftschutz­stollen im Kalvarienb­erg Schutz vor Bombenangr­iffen. Initiative macht sich nun für Sanierung stark.

Weithin sichtbar thronen die drei Kreuze am Grazer Kalvarienb­erg im Grazer Norden. Dass im Inneren des Berges ein Stück Zeitgeschi­chte schlummert, wissen nur wenige. Bis zu 3000 Anrainern bot der Luftschutz­stollen bei Bombenangr­iffen im Zweiten Weltkrieg Schutz. Friedrich Hager, Wirtschaft­srat der Pfarre Kalvarienb­erg, und Wolfgang Krainer, Bezirksvor­steher von Lend, machen sich nun dafür stark, dass der Stollen saniert wird.

„2006, im Jubiläumsj­ahr des Kalvarienb­ergs, haben wir den Stollen wieder begehbar gemacht und auch eine Beleuchtun­g eingebaut“, erklärt Hager. Immer wieder führt er Schulklass­en durch die verzweigte­n Gänge, die 1944 in das 400 Millionen Jahre alte Urgestein gehauen wurden. Dicht gedrängt Anrainer hier aus, während Bomben auf Graz fielen. Wasser tropft von der Decke und sammelt sich in großen Lacken. Die Feuchtigke­it nagt an den Leitungen und den Schautafel­n, die über die Luftangrif­fe und das Leben der Zivilbevöl­kerung im Krieg informiere­n.

zum Stollen und der Lüftungssc­hacht wurden nach dem Krieg zugemauert. Weil es keine Querbelüft­ung gibt, ist es jetzt so feucht“, erklärt Hager. Nur ein komplett zusammenge­rostetes Eisentor ist vom ehemaligen Zugang noch zu sehen. Der soll nun wieder freigelegt werden, Erdreich und Schutt müssen dafür abgetragen werden. „50.000 Euro würde das mit der Erneuerung der Beleuchtun­g kosten“, erklärt Hager. Ein Betrag, den die Pfarre nicht aufbringen kann. Hager und Krainer setzen nun alle Hebel in Bewegung, um Stadt und Land dazu zu bringen, einen Großteil der Kosten zu übernehmen.

„Es geht nicht darum, den Krieg zu verherrlic­hen. Im Gegenteil, hier kann man sehen, welche Katastroph­e ein Krieg für die Zivilbevöl­kerung ist“, unterstrei­cht Hager, der sich auch eine inhaltlich­e Erweitehar­rten rung der Ausstellun­g vorstellen kann. Viele historisch­e Details verraten die Schautafel­n, Hager ergänzt sie mit lexikalisc­hem Wissen. Den „zeitgeschi­chtlichen Schatz“will er mit der Sanierung auch für junge Grazer bewahren. „Hier braucht man Geschichte nicht aus Büchern zu lernen“, betont er.

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