Kleine Zeitung Steiermark

Ingenieure der Macht

- Von Werner Krause

Dˇzevad Karahasan, der morgen den Franz-nabl-preis erhält, über systematis­che Angstprodu­ktion und den erneuten Schlaf der Vernunft.

Herr Karahasan, eine große deutsche Tageszeitu­ng hat Sie vor einiger Zeit wegen Ihrer geistigen und toleranten Haltung zum Mustereuro­päer ernannt. Reduzieren wir das auf Mitteleuro­pa, das ja alles andere als intakt ist. Was könnte und sollte daran mustergült­ig sein? DZˇEVAD KARAHASAN: Mitteleuro­pa ist für mich ein ganz bestimmter Typus einer Gesellscha­ft, die aus einer fruchtbare­n Mischung aus unterschie­dlichen Weltanscha­uungen, Sprachen, Kulturen und Religionen besteht. Es ist aber auch eine Art von Geisteszus­tand, eine nostalgisc­he Erinnerung an irdische Paradiese, aus denen wir vertrieben wurden.

Da schwingt aber auch Verklärung mit angesichts der Realität? Klar. Aber in diesem Mitteleuro­pa besteht eine wunderbare Spannung, die natürlich auch zu Konflikten führen kann. Dennoch herrscht für mich immer auch eine Harmonie.

Harmonie aber wohl philosophi­schen Sinn?

Ich erinnere daran, dass Harmonie eben auch Spannung bedeutet. Harmonie ist ja die Balance zwischen entgegenge­setzten Polen oder Positionen.

eher im

Diese Balance besteht aber derzeit nicht, stattdesse­n regiert, darauf verweisen Sie ja häufig, die Angst, oft gesteuert, irrational und von Politikern geschickt gelenkt und geschürt.

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