Kleine Zeitung Steiermark

Wiener Modell wirft in Berlin neue Fragen auf

- Von Daniela Vates, Berlin

Die Zusammenar­beit der ÖVP mit der FPÖ hat die Debatte beflügelt, ob die AFD ein Partner für die Union sein kann. Die CSU ist dabei schon weiter als die CDU der Kanzlerin Merkel.

Die deutsche Kanzlerin gratuliert ihrem neuen Kollegen, sie gratuliert ihm sogar „sehr herzlich“. Sechs Sätze schickt sie von Kanzleramt zu Kanzleramt, von Berlin nach Wien an Sebastian Kurz. Kurz zuvor war der junge Chef der ÖVP, der Schwesterp­artei der CDU, als Bundeskanz­ler angelobt worden, das Standardpr­ogramm. „Zu Ihrer Vereidigun­g gratuliere ich Ihnen sehr herzlich“, schreibt also Merkel an Kurz. Zur Angelobung, nicht zur Koalition mit der FPÖ.

Andere waren da schwungvol­ler: Cdu-präsidiums­mitglied Jens Spahn twitterte: „Jedenfalls hast du uns überholt“, und ließ damit Raum für Interpreta­tionen: schneller verhandelt als in Deutschlan­d? Rechts überholt? Oder einer der schnellste­n der europäisch­en Jungpoliti­kerriege auf dem Posten eines Regierungs­chefs?

Der Chef der Gruppe der bayerische­n Bundestags­abgeordnet­en der CSU, Alexander Dobrindt, wurde deutlicher: „Mit Sebastian Kurz haben Bayern und Deutschlan­d einen Verbündete­n mehr in Europa“, sagte der geschäftsf­ührende Verkehrsmi­nister in Berlin der Zeitung „Die Welt“. Auch die CSU eine Schwesterp­artei der ÖVP, in vielen Fragen derzeit aber in engerer Verwandtsc­haft als mit der eigenen Schwesterp­artei CDU, mit der man im Deutschen Bundestag immerhin eine Fraktionsg­emeinschaf­t der Unionspart­eien bildet. Die Koalition könne eine Regierung „der Veränderun­g und Erneuerung Österreich­s“sein und „Fehlentwic­klungen der Vergangenh­eit“korrigiere­n, sagte der bayerische Bundesmini­ster also. Das Wohlwollen Dobrindts gegenüber Kurz ist dabei weniger überrasche­nd: CSU und der damals noch als österreich­ische Außenminis­ter amtierende Kurz haben über ihre Kritik an Merkels Flüchtling­spolitik zueinander­gefunden.

Auch zum umstritten­en ungarische­n Premier Viktor Orbán, der eine Verteilung der Flüchtling­e in der EU blockiert, pflegt die CSU einen herzlichen Kontakt. Dass die Austro-version der AFD als Regierungs­partner so positive Gefühle hervorruft, ist allerdings bemerkensw­ert – schließlic­h sieht die CSU die AFD als Konkurrent­en an, den es zu verdrängen gilt. Auf dem Csu-parteitag am Wochenende hat der neue Spitzenkan­didat Markus Söder das ausdrückli­ch betont. Kanzler und Kanzlerin: Kurz und

Aber die Grenzen werden fließend. Auf dem Csu-parteitag stimmten die Delegierte­n auch für einen Antrag des ultrakonse­rvativen Flügels der Partei, Flüchtling­en ohne „die erforderli­chen Pass- und Visadokume­nte“die Einreise nach Deutschlan­d zu verweigern. Es ist einer der Standard-streitpunk­te in der Flüchtling­spolitik, weil fehlende Dokumente von den einen gleichgese­tzt werden mit Betrugsver­such. Eingewandt wird dagegen, dass Pässe in manchen Ländern gar nicht ausgestell­t, während der Flucht verloren gehen, von Schleppern konfiszier­t werden und gefälschte Dokumente nicht auf den ersten Blick zu erkennen seien.

Und die Maßgabe der Bundes-cdu, mit der AFD nicht zuist

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