„Die Liebevollen haben bessere Chancen, im Leben glücklich zu werden.“
Als im September 2008 das Bankhaus Lehman Brothers in New York nach wilden Spekulationen zusammenbrach und zahllose Sparer in den Ruin trieb, hieß es, das sei das Ende des Neoliberalismus und des Zeitalters der Gier.
Doch diese Hoffnung war verfehlt. Vor einigen Jahren erschienen Hochglanzmagazine, die heißen „EGO“oder etwas schlichter „#ICH“oder „AURUM“, was auf Deutsch „Gold“heißt. „Life Drive“gibt es auch. Da geht es darum, was man halt so im Leben braucht: um „Inseln mieten oder kaufen“, um den Bentley Mulsanne Speed, um Gold oder „die feinsten Uhren“als Anlageobjekte und um „Raus aus der Armut, rein ins Leben“.
Ein guter Tipp für Flüchtlinge, deren Mindestsicherung die neue Regierung auf 365 Euro kürzen wird – mit möglichen kleinen Zulagen. Das Generalthema heißt: „Geld & Wert“für die Betuchten. Und „Geiz ist geil“für die Ärmeren. Damit auch sie ein Ziel im Leben haben.
Andererseits: Wir erinnern uns an die frohen Gesichter derer, die auf den Bahnhöfen Menschen willkommen geheißen haben. Und an die verbitterten Gesichter derer, die von „Narren“und „Idioten“gesprochen haben. Es geht jetzt nicht darum, wer recht hatte.
Es geht um eine uralte Einsicht, die Goethe so formuliert: „Willst du glücklich sein im Leben,/ trage bei zu and’rer Glück./ Denn die Liebe, die wir geben,/ kehrt ins eig’ne Herz zurück.“Die Wissenschaft sagt dasselbe: Helfen wir anderen, tun wir auch uns selbst Gutes.
Eine Studie der Yale Universität hat genau das kürzlich wieder bewiesen. Wir erinnern uns an jene Geschichte: Eine Flüchtlingsfamilie in Wien erreicht das zugewiesene Quartier und vor dem Haus stehen Menschen mit hasserfüllten fremdenfeindlichen Parolen auf ihren Transparenten. Der kleine Sohn fragt den Vater, was da geschrieben steht. Der sagt ihm: „Sie schreiben: Herzlich willkommen!“ir werden es nicht ändern: Es gibt Menschen, die sich hässlich verhalten, und solche, die sich liebevoll verhalten.
Die Liebevollen haben bessere Chancen, im Leben glücklich zu werden.
lebt als Autor in Wien
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