Über wahren Reichtum
Über „Der große Gatsby“heute um 20.15 Uhr bei Pro Sieben
Neulich erst haben sie meinen geliebten Joseph Roth in der Mangel gehabt. Einmal seinen „Hiob“, dann den „Radetzkymarsch“. Beide Romane, wunderbare Pflichtlektüre, wurden auf Theaterbühnen gehievt – und in beiden Fällen gehört dafür den Verantwortlichen gehörig der Marsch geblasen. Weil: Nicht genügend, setzen! Der leidgeprüfte Mann Gottes und die schicksalgebeutelten Trottas würden sich im Grab umdrehen.
Auch die Verwandlung von Literatur in Filmkunst ist ein schweres Gewicht, das die meisten nicht stemmen können. Eine Ausnahme stellt da der Roman-klassiker „Der große Gatsby“von F. Scott Fitzgerald dar, in dem es um die Implosion des „American Dream“geht. Insgesamt fünf Mal wurde das 1925 veröffentlichte Buch seit 1926 verfilmt, wobei vor allem die Versionen mit Robert Redford und zuletzt Leonardo Dicaprio in der Titelrolle bemerkenswert sind. Beiden „Schönlingen“gelingt es auf faszinierende Weise, auch die hässlichen Seiten des reichen Emporkömmlings auf die Leinwand zu bringen. ennoch: So gelungen vor allem die letzte Verfilmung auch ist, die wahre Schönheit und Zerrissenheit dieses Romans ist nach wie vor nur zwischen zwei Buchdeckeln zu finden. Dort nämlich, im Wort-reich, herrscht der wahre Reichtum.
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