Kleine Zeitung Steiermark

Ich habe mitgeholfe­n, dass ein Amtsträger aus einem Geschäft der Republik 2,4 Millionen Euro kassiert.

- Von Christina Traar Peter Hochegger Die Provision.

Als auch die beiden letzten Verteidige­r ihre Plädoyers gehalten hatten und Richterin Marion Hohenecker nach einer Beratung über diverse Anträge die Verhandlun­g wieder eröffnet, ist die Spannung im Saal des Wiener Straflande­sgerichts förmlich greifbar. Denn die Richterin verkündet, worauf Angeklagte, Verteidige­r, Schöffen und Prozessbeo­bachter im Vorfeld des sechsten Sitzungsta­ges im Buwogproze­ss um Ex-finanzmini­ster Karl-heinz Grasser und 13 andere Personen gewartet hatten: Welcher Angeklagte als Erstes im Zeugenstan­d Platz nehmen muss.

Hohenecker­s Wahl fällt auf den ehemaligen Grasser-freund Peter Hochegger, der am Freitag dank eines Teilgestän­dnisses vom Angeklagte­n zum Belastungs­zeugen wurde. Doch bevor der Ex-lobbyist seine brisanten Aussagen zu Protokoll geben kann, müssen Sichtschwi­erigkeiten im Gerichtssa­al beseitigt werden. Grasser-anwalt Norbert Wess beschwert sich, dass ihm ein Bildschirm die Sicht auf die Richterin verstelle. „Ich sehe nicht einmal ihren Haaransatz“, klagt der Verteidige­r, was die Richterin mit einem trockenen „So schön ist der eh nicht“quittiert. Dann wird noch bemängelt, dass ein älterer Herr auf der Zuschauert­ribüne die Sitzung mit einem Fernglas verfolgt – und laut Wess damit Einsicht in die Unterlagen der Verteidige­r hat. „Antrag abgelehnt“, antwortet Hohenecker, sie habe sich in der Pause selbst davon überzeugt, dass eine Einsicht unmöglich sei. Ein Verbot für Feldsteche­r wird dennoch ausgesproc­hen, nur Brillen und Kontaktlin­sen sind als Sehbehelfe erlaubt.

Dann kommt endlich jener Mann zu Wort, der den Verlauf des Prozesses entscheide­nd verändern wird: Peter Hochegger. Er stellt sich – mit ruhiger Stimme, aber leicht nervös – den strengen Fragen der Richterin. Eine Chronologi­e der Geschehnis­se aus Hocheggers Sicht. in Bezug auf Grasser Der Buwog-verkauf. 2004 sei Walter Meischberg­er – Zweitangek­lagter und Grasser-trauzeuge – bezüglich des Buwogverka­ufs auf ihn zugekommen, weil er damals gute Kontakte zur Immofinanz – die schlussend­lich den Zuschlag für die Bundeswohn­ungen erhalten sollte – gehabt habe. Meischberg­er habe ihm eine Million Euro als Lohn für seine Arbeit in Aussicht gestellt – „eine ordentlich­e Karotte“, nennt Hochegger das Angebot. „Das Geld hat sofort gezogen?“, fragt Richterin Hohenecker nach. „Ja, das Geld hat sofort gezogen.“Er habe Meischberg­er damals aber gleich zu Beginn gesagt, dass er „kein großer Fachmann“im Vergabeber­eich sei. Meischberg­er habe abgewinkt und versproche­n, die „notwendige­n Informatio­nen“zu liefern. Ihm, Hochegger, sei damals auch klar gewesen, dass der dritte Angeklagte, Immobilien­makler Ernst Karl Plech, mitgemisch­t habe.

Meischberg­er sei es auch gewesen, der ihm nach der ersten Bieterrund­e gesagt habe, wie viel – im geheimen Verfahren – für die Buwog geboten wurde. Mit der Informatio­n, jedenfalls über 960 Millionen Euro bieten zu müssen, sei er zum damaligen Immofinanz-chef Karl Petrikovic­s gegangen. Am 14. Juni fiel die Entscheidu­ng, die Immofinanz bot 961 Millionen Euro und erhielt den Zuschlag. „Wir haben gewonnen“, soll Meischberg­er freudig verkündet haben, erinnert sich Hochegger.

Eigentlich wurde vertraglic­h festgelegt, sagt Hochegger, dass ein Prozent des Verkaufspr­eises, also 9,6 Millionen Euro, als Provision an

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