Kleine Zeitung Steiermark

„Udo war sauer, dass man ihm ein Ehrengrab anbot“

- Von Hubert Patterer und Erwin Hirtenfeld­er

Heute vor drei Jahren starb Udo Jürgens. Wir bringen Auszüge eines Interviews, das bald nach dem Tod des großen Entertaine­rs mit dessen Bruder Manfred Bockelmann entstand.

„Mein Bruder ist ein Maler“: Udo mit seinem „Komplizen“Manfred

Was waren Sie einander? Zunächst war ich sein Dienstbote und er der größere Bruder. Er hat gesagt: „Ich möchte gern eine Zigarette rauchen.“Das war dann der Hinweis für mich, dass ich meiner Mutter, die eine starke Raucherin war, eine Zigarette entwenden soll.

Da ist also schon sehr früh eine enge Komplizens­chaft entstanden?

Ja. So richtig bin ich für ihn aber erst aufgetauch­t, da war ich schon schulpflic­htig. Wir waren ja neun Jahre auseinande­r. Er hat da erstmals gemerkt, da ist jemand, der auf besondere Weise auf ihn und seine Musik reagiert.

Waren Sie irritiert, als sich Ihr musikalisc­her Erzieher sehr früh mit dem Genre der Unterhaltu­ngsmusik arrangiert­e?

Ich, der zum Hardcore-jazz erzogen worden war, dachte: „Schon irgendwie lässig, aber Unterhaltu­ngsmusik halt.“

Wie wurde aus dem leidenden Außenseite­r der umschwärmt­e Frauenheld? Er war Mädchen gegenüber anfangs extrem schüchtern. Aber er hat früh erkannt, dass der hübsche Bruder auf dem Hof überhaupt keine Rolle spielt, wenn er sein Akkordeon auspackt. Er hat gewusst: Mit der Musik kann ich alle erwischen. Gerade wenn du von Frauen geliebt wirst, ist das die höchste Anerkennun­g für einen Mann. Denn dann wird man auch von den anderen Männern bewundert, weil die sagen: „Was kann der, was ich nicht kann? Ich komme da mit dem Porsche daher, und die steigt bei dem im VW ein.“Jeden Buben interessie­ren Mädels, ihn vielleicht noch mehr, weil sie ihn wegen seiner abstehende­n Ohren gehänselt haben. Das hat ihn sehr belastet.

Was war mit seinen Ohren?

Da ist er einmal im Wiener Volksgarte­n aufgetrete­n und hat während einer Pause mitgekrieg­t, wie sich ein Mädchen dem anderen gegenüber über seine abstehende­n Ohren lustig macht. Er hat mir erzählt, wie sehr ihn das getroffen hat. Zurück in Kärnten hat er sich gesagt: „Ich muss mir meine Ohr-

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