Kleine Zeitung Steiermark

„Tempo 140 wäre meine Vorstellun­g“

- Von Wolfgang Fercher und Claudia Haase

Der neue Infrastruk­turministe­r Norbert Hofer (FPÖ) will höhere Tempolimit­s auf Autobahnen. Mit den ÖBB ist er zufrieden.

Statt in der Hofburg sitzen Sie hier im Ministeriu­m. Mittlerwei­le froh, dass Sie die Präsidents­chaftswahl verloren haben? NORBERT HOFER: Natürlich hätte ich die Wahl gern gewonnen. Aber bei uns im Burgenland sagt man: „Ein vergangene­r Regen braucht keinen Schirm.“Ich bin in einem Ministeriu­m, das mir Freude macht.

Wie war das Gefühl, als Ihr Konkurrent im Wahlkampf, Alexander Van der Bellen, Sie angelobt hat? Wir haben beide geschmunze­lt. Obwohl wir aus unterschie­dlichen politische­n Richtungen kommen, verstehen wir uns gut. Wir haben vereinbart, uns bald mit unseren Hunden zu treffen.

Heinz-christian Strache singt als Vizekanzle­r die neue Version der Bundeshymn­e. Besingen Sie jetzt auch die „Töchter“?

Bei offizielle­n Anlässen, ja. Das ändert nichts an meiner persönlich­en Haltung. Ich glaube nicht, dass wir damit einer einzigen Frau in Österreich geholfen haben. Der Text ist jetzt auch extrem holprig.

Einige Mitarbeite­r in Fpö-ministerie­n, auch in Ihrem Kabinett, sind oder waren in rechtsextr­emen Kreisen unterwegs. Wo bleibt die Abgrenzung?

Man soll hier keine Sippenhaft­ung vornehmen. Wer meine Mitarbeite­r kennt, weiß, dass sie total in Ordnung sind. Man soll Menschen an dem bewer- ten, wie man sie kennenlern­t, nicht nach ihrer Vergangenh­eit.

Was haben Sie sich für den Start als Minister vorgenomme­n? Eine der ersten Maßnahmen ist der Ausbau der nächsten Mobilfunkg­eneration 5G. Die Versteiger­ung der Lizenzen muss in den Breitbanda­usbau investiert werden. Wir wollen auch Teststreck­en für autonomes Fahren im Bereich der Bahn schaffen.

Siemens hat in Graz hohe Kompetenz im Bahnbereic­h. Konkrete Projekte sind in Oberösterr­eich und im Burgenland geplant. Dieses Ministeriu­m hat den Vorteil, dass wir Brückenbau­er zwischen Technologi­e und Einsatz im Alltag sind. Alles muss anwenderor­ientiert sein.

Einige Ihrer Ankündigun­gen werden schon heftig diskutiert. Schaffen Sie die mühsam eingeführt­e Rettungsga­sse ab?

Ich werde mit Polizei und Rettungsor­ganisation­en sprechen und fragen, wie das funktionie­rt. Wenn man zufrieden ist, wird das bleiben. Wenn nicht, werden Maßnahmen zur Verbesseru­ng ergriffen.

Einer Ihrer Vorgänger und Exparteifr­eund, Hubert Gorbach, hat einst Tempo 160 auf der Tauernauto­bahn in Kärnten testen lassen. Dürfen die Kärntner bald wieder schneller fahren?

160 ist für mich nicht vorstellba­r, wir werden das mit äußerster Minister Norbert Hofer will das autonome Fahren vorantreib­en

Vorsicht angehen. Eine höhere Geschwindi­gkeit ist vorstellba­r, aber nur in Zusammenha­ng mit Telematik – bei optimalen Bedingunge­n, Wetterverh­ältnissen und wenig Verkehr.

Was ist drin? Tempo 140, 150? 140 wäre meine Vorstellun­g. Wir werden das im Testbetrie­b machen. Klar ist, dass sich die Geschwindi­gkeit für eine Führersche­inabnahme nicht ändern wird. Nicht, dass jeder glaubt, er kann 190 fahren.

Rechtsabbi­egen bei roter Ampel wird, trotz massiver Bedenken der Autofahrer­klubs, getestet?

In Linz gibt es einen einstimmig­en Beschluss, da werden wir das testen und auf Basis von Daten entscheide­n. Auch den Schilderwa­ld im Straßenver­kehr wollen wir verringern.

Denkbar ist laut Regierungs­programm das Freigeben des Pannenstre­ifens in bestimmten Bereichen. Was soll das bringen? All diese Maßnahmen sollen dem Verkehrsfl­uss dienen. Die Sicherheit geht natürlich vor. Dazu zählen auch streckenwe­ise Überholver­bote für Lkw.

Was viele Autofahrer, etwa im Raum Graz, ärgert, sind die „IG Luft“- Beschränku­ngen. Was halten Sie vom Feinstaub-hunderter? Luft-hunderter und Luft-80er will ich mit den Ländern angehen. Wir bauen um viel Geld mehrspurig­e Autobahnen und dann fährt man 80. Ich schaue mir die Schwellenw­erte an.

Und dann abschaffen? Jedenfalls prüfen, ob das nicht zu oft angewandt wird. E-autos sollen ausgenomme­n werden.

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