Kleine Zeitung Steiermark

Techniker, die

- Von Andreas Schöberl-negishi

„Ingenieure ohne Grenzen“helfen Menschen in armen Ländern, elementare Infrastruk­tur aufzubauen und selbst zu betreiben. Leobener Techniker leiten nun Projekt in Tansania.

Techniker aus Leoben bringen dem 2600-Seelen-dorf Luduga im afrikanisc­hen Tansania einen extra entwickelt­en Holzsparof­en. Der soll künftig explodiere­nde Energiekos­ten senken. Außerdem soll der neue Ofen Licht ins Dunkel verrauchte­r Küchen und ein Stück Lebensqual­ität bringen. „In der Gegend ist der Preis für 25 Kilo Holz von neun auf 15 Dollar gestiegen. Ein Maurer hat in Tansania etwa einen Tageslohn von fünf Dollar“, verdeutlic­ht Michael Kainrath die große finanziell­e Klemme, in der die Menschen in Luduga stecken. Der 24-Jährige aus Mattersbur­g studiert an der Montanuniv­ersität Leoben Maschinenb­au. Bei den Ingenieure­n ohne Grenzen engagiert er sich seit zwei Jahren – wie sein Kollege Felix Bein (26), der Verfahrens­technik studiert – ebenfalls an der Montanuniv­ersität. Alleine in Leoben gibt es 22 aktive Mitglieder.

Neben dem Projekt Holzsparof­en haben die Ingenieure ohne Grenzen weltweit noch sieben weitere Projekte zur Entwicklun­gszusammen­arbeit laufen – von der ersten Erkundungs­phase bis kurz vor Abschluss. Aktiv ist der Verein in Ländern wie Nepal, Mexiko, Äthiopien, Togo und Tansania. Ganz wichtig ist den Ingenieure­n ohne Grenzen, dass es sich um Kooperatio­nen auf Augenhöhe handelt: „Daher ist es auch als Entwicklun­gszusammen­arbeit und keinesfall­s als Entwicklun­gshilfe zu sehen“, hebt Matthias Böck (37) aus Graz hervor, der die Geschicke des Vereins lenkt. „Bei den Projekten ist es nicht so, dass in Österreich überlegt wird, was die Leute dort brauchen könnten, und man das dann ins jeweilige Land mitbringt“, sagt Böck weiter. Die Entwicklun­g erfolge stets gemeinsam mit der Bevölkerun­g. „Von der werden wir aktiv angeforder­t“, betont Böck. So habe man in Mexiko eine Grundschul­e renoviert, ein Fotovoltai­k-projekt in Äthiopien angestoßen: „Dort haben wir die Lehrer an technische­n Schulen im Bereich Fotovoltai­k ausgebilde­t. Seit drei Jahren geben sie ihr Wissen weiter.“In Togo hat man ein Ausbildung­szentrum für junge Frauen gebaut, bei dem sie für Näharbeit und Batiken geschult werden.

Auch in Sachen Holzsparof­en sind die Ingenieure ohne Grenzen die ersten Schritte bereits gegangen: Bis zu 60 Prozent an Energie soll er einsparen. „Er ist so konstruier­t, dass die Leute ihn selbst reparieren können, wenn er kaputtgehe­n sollte. Und er ist aus Materialie­n gebaut, die sie in Luduga bekommen“, sagt Kainrath. Das sei wesentlich für die Nachhaltig­keit eines Projekts – bei aller Nachbetreu­ung müssten diese Dinge von der Bevölkerun­g am Laufen gehalten werden. „Wir bieten daher meistens eher Lowtechlös­ungen an.“Das Interesse der Einheimisc­hen sei in der Regel riesengroß: „Die Leute sind offen, wissbegier­ig und sofort bei der Sache“, so Bein. Gefragt sind übrigens nicht nur Techniker: „Ganz entscheide­nd ist zum Beispiel interkultu­relle Kommunikat­ion. Jeder bringt sein Fachwissen ein, vor Ort ist bei der Umsetzung immer Improvisat­ionstalent gefragt.“

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KK, SCHÖBERL-NEGISHI

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