Techniker, die
„Ingenieure ohne Grenzen“helfen Menschen in armen Ländern, elementare Infrastruktur aufzubauen und selbst zu betreiben. Leobener Techniker leiten nun Projekt in Tansania.
Techniker aus Leoben bringen dem 2600-Seelen-dorf Luduga im afrikanischen Tansania einen extra entwickelten Holzsparofen. Der soll künftig explodierende Energiekosten senken. Außerdem soll der neue Ofen Licht ins Dunkel verrauchter Küchen und ein Stück Lebensqualität bringen. „In der Gegend ist der Preis für 25 Kilo Holz von neun auf 15 Dollar gestiegen. Ein Maurer hat in Tansania etwa einen Tageslohn von fünf Dollar“, verdeutlicht Michael Kainrath die große finanzielle Klemme, in der die Menschen in Luduga stecken. Der 24-Jährige aus Mattersburg studiert an der Montanuniversität Leoben Maschinenbau. Bei den Ingenieuren ohne Grenzen engagiert er sich seit zwei Jahren – wie sein Kollege Felix Bein (26), der Verfahrenstechnik studiert – ebenfalls an der Montanuniversität. Alleine in Leoben gibt es 22 aktive Mitglieder.
Neben dem Projekt Holzsparofen haben die Ingenieure ohne Grenzen weltweit noch sieben weitere Projekte zur Entwicklungszusammenarbeit laufen – von der ersten Erkundungsphase bis kurz vor Abschluss. Aktiv ist der Verein in Ländern wie Nepal, Mexiko, Äthiopien, Togo und Tansania. Ganz wichtig ist den Ingenieuren ohne Grenzen, dass es sich um Kooperationen auf Augenhöhe handelt: „Daher ist es auch als Entwicklungszusammenarbeit und keinesfalls als Entwicklungshilfe zu sehen“, hebt Matthias Böck (37) aus Graz hervor, der die Geschicke des Vereins lenkt. „Bei den Projekten ist es nicht so, dass in Österreich überlegt wird, was die Leute dort brauchen könnten, und man das dann ins jeweilige Land mitbringt“, sagt Böck weiter. Die Entwicklung erfolge stets gemeinsam mit der Bevölkerung. „Von der werden wir aktiv angefordert“, betont Böck. So habe man in Mexiko eine Grundschule renoviert, ein Fotovoltaik-projekt in Äthiopien angestoßen: „Dort haben wir die Lehrer an technischen Schulen im Bereich Fotovoltaik ausgebildet. Seit drei Jahren geben sie ihr Wissen weiter.“In Togo hat man ein Ausbildungszentrum für junge Frauen gebaut, bei dem sie für Näharbeit und Batiken geschult werden.
Auch in Sachen Holzsparofen sind die Ingenieure ohne Grenzen die ersten Schritte bereits gegangen: Bis zu 60 Prozent an Energie soll er einsparen. „Er ist so konstruiert, dass die Leute ihn selbst reparieren können, wenn er kaputtgehen sollte. Und er ist aus Materialien gebaut, die sie in Luduga bekommen“, sagt Kainrath. Das sei wesentlich für die Nachhaltigkeit eines Projekts – bei aller Nachbetreuung müssten diese Dinge von der Bevölkerung am Laufen gehalten werden. „Wir bieten daher meistens eher Lowtechlösungen an.“Das Interesse der Einheimischen sei in der Regel riesengroß: „Die Leute sind offen, wissbegierig und sofort bei der Sache“, so Bein. Gefragt sind übrigens nicht nur Techniker: „Ganz entscheidend ist zum Beispiel interkulturelle Kommunikation. Jeder bringt sein Fachwissen ein, vor Ort ist bei der Umsetzung immer Improvisationstalent gefragt.“