Ich werde an Weihnachten nach Hause kommen, wir alle sollten heimkommen. Für eine kurze Rast, je länger, desto besser.
Banja Luka ist der Stolz der Serben ob des Triumphes spürbar. Der bosnischen Kampfmannschaft hält hingegen noch kein Serbe die Daumen. Das sei zwar schmerzlich, doch auch die europäische Identität entwickle sich nur schleppend. Dafür sei der Kontinent, der die Last einer jahrhundertelangen Kriegsgeschichte schultert, ein Vorbild für Versöhnung. Ehemalige Feinde arbeiten heute eng zusammen, Deutschland habe sich mit Frankreich, Polen, Tschechien, vor allem auch mit Israel ausgesöhnt. „Das ist unser Exportmodell, auf dem Humus unserer europäischen Kultur, die uns allen gehört.“
Inzko weist auf das Bild von Marc Chagall, das hinter dem Journalisten hängt. „Er kam in Weißrussland zur Welt und starb in Frankreich. Ein Flüchtling und Europäer, der mir genauso gehört wie Goethe oder Schiller. Oder die orthodoxe Kultur.“Prächtige Ikonen hängen neben einem Hans Staudacher, dessen Zeichnung das Anwesen der Inzkos zeigt. Es steht engl. Schriftsteller schwierigsten. Oder in der Familie. Mein Vater lebte mir immer vor: Du darfst die Brücken hinter dir niemals abreißen.“as Stammhaus der Inzkos wurde 1492, dem Jahr, als Kolumbus Amerika entdeckte, erbaut. Aus Amerika stammt auch Inzkos Ehefrau, die dieser Tage ihre 92-jährige Mutter in Argentinien besuchte. Ihre Eltern wurden von den Kommunisten nach dem Zweiten Weltkrieg aus Slowenien vertrieben und bis 1990, zur Gründung der Republik Slowenien, als Verräter verunglimpft. Heute ist Bernarda für ihren Mann ein „Verständigungsapostel: Meine Frau hat immer den Weg der Versöhnung gesucht.“Das gilt auch für Inzkos Großeltern, die ihre Stellen als Lehrerin und Gendarm nach der Kärntner Volksabstimmung 1920 verloren haben. Der Großvater hat „zu 1000 Prozent für den Verbleib Südkärntens bei Österreich gestimmt“, wurde aber vom Staat ebenso fristlos entlassen wie seine Frau Maria Einspieler, „weil er eine großjugoslawische Agitatorin geheiratet hatte“. Sie fristeten ihr Auskommen auf einem kleinen Bauernhof mit einer Gnadenpension, mussten sich mit Österreich aussöhnen. „Ihre Formel lautete: Muttersprache Slowenisch, Gesinnung österreichisch.“Beide standen für den gemeinsamen Weg der Slowenisch- und Deutschsprachigen. Versöhnung heißt auch, seine Wurzeln zu kennen, sagt Valentin Inzko: „Ich kann gleichzeitig ein guter Kärntner, guter Kärntner Slowene, ein guter Österreicher und guter Europäer sein. Ich kann das alles kombinieren.“
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