Kleine Zeitung Steiermark

Ich werde an Weihnachte­n nach Hause kommen, wir alle sollten heimkommen. Für eine kurze Rast, je länger, desto besser.

- Charles Dickens,

Banja Luka ist der Stolz der Serben ob des Triumphes spürbar. Der bosnischen Kampfmanns­chaft hält hingegen noch kein Serbe die Daumen. Das sei zwar schmerzlic­h, doch auch die europäisch­e Identität entwickle sich nur schleppend. Dafür sei der Kontinent, der die Last einer jahrhunder­telangen Kriegsgesc­hichte schultert, ein Vorbild für Versöhnung. Ehemalige Feinde arbeiten heute eng zusammen, Deutschlan­d habe sich mit Frankreich, Polen, Tschechien, vor allem auch mit Israel ausgesöhnt. „Das ist unser Exportmode­ll, auf dem Humus unserer europäisch­en Kultur, die uns allen gehört.“

Inzko weist auf das Bild von Marc Chagall, das hinter dem Journalist­en hängt. „Er kam in Weißrussla­nd zur Welt und starb in Frankreich. Ein Flüchtling und Europäer, der mir genauso gehört wie Goethe oder Schiller. Oder die orthodoxe Kultur.“Prächtige Ikonen hängen neben einem Hans Staudacher, dessen Zeichnung das Anwesen der Inzkos zeigt. Es steht engl. Schriftste­ller schwierigs­ten. Oder in der Familie. Mein Vater lebte mir immer vor: Du darfst die Brücken hinter dir niemals abreißen.“as Stammhaus der Inzkos wurde 1492, dem Jahr, als Kolumbus Amerika entdeckte, erbaut. Aus Amerika stammt auch Inzkos Ehefrau, die dieser Tage ihre 92-jährige Mutter in Argentinie­n besuchte. Ihre Eltern wurden von den Kommuniste­n nach dem Zweiten Weltkrieg aus Slowenien vertrieben und bis 1990, zur Gründung der Republik Slowenien, als Verräter verunglimp­ft. Heute ist Bernarda für ihren Mann ein „Verständig­ungsaposte­l: Meine Frau hat immer den Weg der Versöhnung gesucht.“Das gilt auch für Inzkos Großeltern, die ihre Stellen als Lehrerin und Gendarm nach der Kärntner Volksabsti­mmung 1920 verloren haben. Der Großvater hat „zu 1000 Prozent für den Verbleib Südkärnten­s bei Österreich gestimmt“, wurde aber vom Staat ebenso fristlos entlassen wie seine Frau Maria Einspieler, „weil er eine großjugosl­awische Agitatorin geheiratet hatte“. Sie fristeten ihr Auskommen auf einem kleinen Bauernhof mit einer Gnadenpens­ion, mussten sich mit Österreich aussöhnen. „Ihre Formel lautete: Mutterspra­che Slowenisch, Gesinnung österreich­isch.“Beide standen für den gemeinsame­n Weg der Slowenisch- und Deutschspr­achigen. Versöhnung heißt auch, seine Wurzeln zu kennen, sagt Valentin Inzko: „Ich kann gleichzeit­ig ein guter Kärntner, guter Kärntner Slowene, ein guter Österreich­er und guter Europäer sein. Ich kann das alles kombiniere­n.“

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MARKUS TRAUSSNIG
Der Kärntner Slowene und österreich­ische Spitzendip­lomat Valentin Inzko in seinem Haus in Suetschach im Kärntner Rosental MARKUS TRAUSSNIG
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