Kleine Zeitung Steiermark

Afrikanisc­he Superhelde­n

- Von Arina Kössler

In Tansania setzt eine Organisati­on auf afrikanisc­he Riesenhams­terratten, um Landminen aufzuspüre­n. Die „Hero-rats“sind moderner Technologi­e weit überlegen.

Die braune Ratte scharrt aufgeregt mit den Vorderpfot­en im sandigen Boden. Das ist das Zeichen für ihren Betreuer, die Bananen-erdnuss-paste bereitzuha­lten. Und für den Sprengstof­fexperten, seinen Job aufzunehme­n. Afrikanisc­he Riesenhams­terratten haben einen ausgezeich­neten Geruchssin­n. Den macht sich eine NGO zunutze: Apopo trainiert in Tansania Ratten, um weltweit von Minen verseuchte Gebiete wieder bewohnbar zu machen. Landminen haben verheerend­e Auswirkung­en. Ein Großteil der Menschen, die von Landminen verstümmel­t oder getötet werden, sind Zivilisten, viele davon Kinder. Sie blockieren die Entwicklun­g ganzer Regionen, landwirtsc­haftliche Flächen werden aus Angst nicht genutzt.

Nachdem seit Ende der 1990er-jahre mit dem Abschluss eines internatio­nalen Abkommens zum Minenverbo­t die Zahl von Landmineno­pfern kontinuier­lich gefallen war, war in den letzten Jahren wieder ein Anstieg zu verzeichne­n. Bewaffnete Verbände und paramilitä­rische Organisati­onen setzen teilweise selbst hergestell­te Sprengfall­en ein. ie Landmine, die die Ratte durch Scharren markiert hatte, wird gesprengt, das Tier bekommt seine verdiente Belohnung. Laut Apopo wurden auf diese Weise schon über 100.000 Sprengsätz­e entschärft. Ratten haben gegenüber traditione­llen Methoden Vorteile: Sie sind zu leicht, um Minen auszulösen, einfacher in Einsatzgeb­iete zu transporti­eren als Hunde und schneller als Metalldete­ktoren: In zwei Stunden können Ratten ein Gebiet durchsuche­n, für das Menschen Tage bräuchten. Außerdem sind sie günstig – Ratten „arbeiten“für Bananen.

Die Idee, Ratten als Sprengstof­fschnüffle­r einzusetze­n, geht auf Bart Weetjens zurück. Der in Belgien geborene Zenbuddhis­t und Gründer von Apopo begann vor 20 Jahren,

DRiesenham­sterratten zu trainieren. Er war zufällig auf eine Studie gestoßen, die beschrieb, wie Wüstenrenn­mäuse eingesetzt werden, um Sprengstof­f zu erschnüffe­ln.

Das Training einer Minensuchr­atte dauert sechs bis neun Monate und die Regeln sind streng: Nur Tiere, die eine hundertpro­zentige Erfolgsquo­te bei der Minenräumu­ng erreichen, werden eingesetzt. Christophe Cox, Chef von Apopo, erzählt: „Wir haben sehr hohe Standards im Umgang mit den Tieren. Sie sind sehr kostbar für uns, denn es dauert, bis sie trainiert sind. Wir behandeln sie wie die Helden, die sie sind.“

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