Von Wagner zu Jürgens und retour
Ob Wagnerianer, Schlager- oder Operettenfans: René Kollo begeisterte in seiner langen Karriere alle. Nun kommt der Jahrhunderttenor, gerade 80 geworden, zu seiner Abschiedstournee nach Österreich.
Herr Kollo, Sie sagen Ihren Fans jetzt auch in Österreich offiziell Adieu. Von der hiesigen Opernlandschaft kennen Sie Wien und Salzburg wohl besser als Graz.
RENÉ KOLLO: Ja, das liegt in der Natur der Sache. In Graz habe ich nämlich nur einmal gesungen, und zwar den Lohengrin. Aber ich erinnere mich ans schöne Haus.
Nun beginnen Sie Ihre dreiteilige Tour hier in Graz.
Und das sehr gerne. Ich komme für meinen kleinen Querschnitt durchs Repertoire von Lied, Operette und Oper direkt aus Mallorca angereist. Ein philharmonisches Ensemble wird dazu Natalia Ushakova, die übrigens in Graz begonnen hat, Lothar Fritsch und mich begleiten. Ich freue mich schon.
Nicht jeder singt mit 80 noch öffentlich. Vermutlich ruht Ihre rund und weich geführte Herzeigestimme auf einer fundierten technischen Basis.
Anscheinend ja. Ich habe immerhin sieben Jahre hart an ihr gearbeitet. Manchmal auch wie ein Büffel. Ursprünglich hatte ich ja fast gar keine nennenswerte Höhe.
Ihre Lehrerin Elsa Varena war ja selbst eine große Sängerin.
Ja, und eine wunderbare, eine einfühlsame Lehrerin, die von meiner Stimme anfänglich überzeugter war als ich selber. „Du gehörst nicht in den Schlager“, sagte sie, „du gehörst in die Oper!“
Sie waren bis zum Beginn Ihrer Opernkarriere 1965 ein gefragter Star am deutschen Schlagerhimmel. Die deutsche Version von „Hello, Mary Lou“hat sich weit über hunderttausend Mal verkauft. Genügten Ihnen diese Erfolge, von denen andere nur träumen können, nicht?
Schauen Sie, ich will ja nicht sagen, ich fühlte mich zu Höherem berufen. Aber irgendwie habe ich in mir gespürt, dass es für mich sängerische Aufgaben gibt, die ich als Schlager- oder Lieder- oder Operettensänger nie hätte realisieren können. Aber ich besang in den 80ern sogar noch eine ganze Platte mit Udo-jürgens-liedern.
Haben Sie neben der reinen Gesangstechnik noch irgendein Geheimnis, das Ihre Stimme jung und frisch erhält?
Vielleicht, dass ich nie meine Grenzen überschritten habe.