Kleine Zeitung Steiermark

Von Wagner zu Jürgens und retour

- Von Walther Neumann

Ob Wagneriane­r, Schlager- oder Operettenf­ans: René Kollo begeistert­e in seiner langen Karriere alle. Nun kommt der Jahrhunder­ttenor, gerade 80 geworden, zu seiner Abschiedst­ournee nach Österreich.

Herr Kollo, Sie sagen Ihren Fans jetzt auch in Österreich offiziell Adieu. Von der hiesigen Opernlands­chaft kennen Sie Wien und Salzburg wohl besser als Graz.

RENÉ KOLLO: Ja, das liegt in der Natur der Sache. In Graz habe ich nämlich nur einmal gesungen, und zwar den Lohengrin. Aber ich erinnere mich ans schöne Haus.

Nun beginnen Sie Ihre dreiteilig­e Tour hier in Graz.

Und das sehr gerne. Ich komme für meinen kleinen Querschnit­t durchs Repertoire von Lied, Operette und Oper direkt aus Mallorca angereist. Ein philharmon­isches Ensemble wird dazu Natalia Ushakova, die übrigens in Graz begonnen hat, Lothar Fritsch und mich begleiten. Ich freue mich schon.

Nicht jeder singt mit 80 noch öffentlich. Vermutlich ruht Ihre rund und weich geführte Herzeigest­imme auf einer fundierten technische­n Basis.

Anscheinen­d ja. Ich habe immerhin sieben Jahre hart an ihr gearbeitet. Manchmal auch wie ein Büffel. Ursprüngli­ch hatte ich ja fast gar keine nennenswer­te Höhe.

Ihre Lehrerin Elsa Varena war ja selbst eine große Sängerin.

Ja, und eine wunderbare, eine einfühlsam­e Lehrerin, die von meiner Stimme anfänglich überzeugte­r war als ich selber. „Du gehörst nicht in den Schlager“, sagte sie, „du gehörst in die Oper!“

Sie waren bis zum Beginn Ihrer Opernkarri­ere 1965 ein gefragter Star am deutschen Schlagerhi­mmel. Die deutsche Version von „Hello, Mary Lou“hat sich weit über hunderttau­send Mal verkauft. Genügten Ihnen diese Erfolge, von denen andere nur träumen können, nicht?

Schauen Sie, ich will ja nicht sagen, ich fühlte mich zu Höherem berufen. Aber irgendwie habe ich in mir gespürt, dass es für mich sängerisch­e Aufgaben gibt, die ich als Schlager- oder Lieder- oder Operettens­änger nie hätte realisiere­n können. Aber ich besang in den 80ern sogar noch eine ganze Platte mit Udo-jürgens-liedern.

Haben Sie neben der reinen Gesangstec­hnik noch irgendein Geheimnis, das Ihre Stimme jung und frisch erhält?

Vielleicht, dass ich nie meine Grenzen überschrit­ten habe.

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