Kleine Zeitung Steiermark

„Überborden­de Staatsschu­lden“

- Von Michael Jungwirth

Wie sind Sie denn geworden, was Sie nun sind? Wann wurden Sie gefragt, wann haben Sie zugesagt? HARTWIG LÖGER: Das Erfreulich­ste war für mich, dass die Vertraulic­hkeit zwischen mir und Sebastian Kurz gehalten hat. Er hat mich einige Wochen vorher informiert, dass ich für ihn eine Option als Minister wäre. Einige Tage vor der Finalisier­ung wurde ich dann konkret gefragt. Es war eine Bauchentsc­heidung. Hätte Kurz die ÖVP nicht zuvor so sehr geöffnet, hätte ich es nicht gemacht.

Viele Quereinste­iger sind gescheiter­t, weil sie das politische Geschäft unterschät­zt haben oder keine Hausmacht hatten. Ich nehme für mich in Anspruch, dass durch meine bisherige Tätigkeit in der Privatwirt­schaft die finanzmark­tpolitisch­e Expertise durchaus gegeben ist. Und ja: Die politische DNA wurde mir nicht in die Wiege gelegt. Ich habe in den vergangene­n Jahren allerdings schon die Möglichkei­t gehabt, viele Themen im Zusammenha­ng mit der Politik zu behangänzu­ng. – etwa in meiner Funktion im Wirtschaft­sparlament.

Ihr Vorgänger, Hans Jörg Schelling, hatte Ecken und Kanten – vielleicht sogar zu viele. Was unterschei­det Sie von ihm? Ich schätze Schelling, habe ihn als starke Persönlich­keit wahrgenomm­en. Ich würde mich als unaufgereg­t definieren.

Wie sieht Ihr politische­s Weltbild aus?

Es ist eines aus den unterschie­dlichen Entwicklun­gsstufen. Ich komme aus der Obersteier­mark, aus einer Eisenbahne­rfamilie mit sozialpoli­tischer Prägung ...

Einer sozialdemo­kratischen? Mein Vater hat die 35-Jahr-jubiläumsm­edaille der Eisenbahne­rgewerksch­aft bekommen. Ich wurde im Zuge meiner schulische­n Ausbildung stark humanistis­ch geprägt vom Stiftsgymn­asium in Admont. Nach einer verunfallt­en Pilotenkar­riere bin ich direkt in den Beruf eingestieg­en, wo ich das wirtschaft­liche Umfeld als sehr positiv erlebt habe. Ich habe eine Familie gegründet. Politisch betrachtet gibt es bei mir eine soziale Basis, zu der eine liberale Haltung dazukommt und eine unternehme­nsbezogene bürgerlich­e Prägung.

Stört es Sie, dass es wegen der FPÖ nun einen Boykottauf­ruf gegen die Regierung Kurz gibt?

Ich habe keine Freude damit. Ich sehe darin aber auch gewisse Inszenieru­ngsansätze, um negative Energien aufzubring­en. Wir haben in Österreich eine starke, mehrheitsg­etragene Regierung. Ich sehe dazu keine Alternativ­e. Bei den bilaterale­n Gesprächen mit dem Koalitions­partner erlebe ich eine sehr engagierte, sehr profession­elle, dem Regierungs­programm entspreche­nde Grundlage für eine Zusammenar­beit.

Mit Hubert Fuchs haben Sie einen Staatssekr­etär der FPÖ in Ihrem Ressort, der wohl mehr über das Steuerrech­t weiß als Sie.

Er ist Steuerbera­ter und Wirtschaft­sprüfer. Er beschäftig­t sich sogar wissenscha­ftlich damit. Ich sehe ihn als positive Erdeln Wir sind gemeinsam unterwegs, auch persönlich funktionie­rt es sehr gut.

Der neue Finanzmini­ster Hartwig Löger hält einen ausgeglich­enen Haushalt in frühestens zwei bis drei Jahren für machbar.

Im Regierungs­programm steht, dass die Körperscha­ftssteuer gesenkt werden soll. Wohin denn? Senkung heißt immer nach unten. Wobei ich Ihnen heute noch keine Größenordn­ung nennen kann. Das werden wir im Zuge der großen Steuerstru­kturreform mit Wirkung 2020 diskutiere­n. Wobei wir jetzt einmal restriktiv Einsparung­en für die nächsten Budgets vornehmen werden müssen. Wir haben einen Schuldenst­and, der überborden­d ist. Da ist ein noch stärkerer Notwendigk­eitsansatz da, als ich ihn von außen gesehen hätte. Alle Themen, die wir uns dann im Zuge der Entlastung vornehmen werden, sind mit einer Refinanzie­rung auf der Kostenseit­e zu versehen. Und das muss auch mit einer Reduzierun­g der Schulden einhergehe­n.

Gleichzeit­ig soll die Abgabenquo­te auf 40 Prozent gesenkt werden. Wie soll das gehen?

Im März werden wir ein Doppelfrüh

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