Kleine Zeitung Steiermark

Trumps Wintermärc­hen

- Zum Herausnehm­en Karl Doemens

Vier Stunden dauert die obligatori­sche Runde Golf. Mit Ehefrau Melania gibt es augenschei­nlich nicht viel zu besprechen. Die Sonne strahlt, doch Donald Trump hängt in seinem Luxusdomiz­il Mar-alago (Florida) vor dem Fernseher, setzt Tweets ab oder plaudert mit Reportern. Trump unchained – ungebändig­t von seinem Stabschef John Kelly: Der Albtraum der Präsidente­nberater zu Beginn des Winterurla­ubs wurde Wirklichke­it. Da wünscht sich Trump zunächst den Klimawande­l herbei. Pöbelt gegen China. Prophezeit schließlic­h, die Medien würden für seine Wiederwahl kämpfen.

Doch der Reihe nach. „Im Osten könnte es der kälteste jemals registrier­te Silvestera­bend werden“, ätzte der Us-präsident in einer Kurznachri­cht: „Vielleicht könnten wir ein bisschen von dieser guten alten Erderwärmu­ng brauchen.“Sekundensc­hnell machte der vermeintli­che Witz des Klimaskept­ikers im Netz die Runde. aus den USA

Klimawande­l, Nordkorea und Medien: Der Us-präsident lässt den Gedanken freien Lauf.

„Tweet des Jahres“, jubelt Charlie Spiering von der rechten Propaganda­seite Breitbart. Viele andere schütteln den Kopf. „Wenn man aus dem Fenster schaut, sieht es auch aus, als wenn die Welt flach wäre“, hielt Ben Rhodes, Ex-redenschre­iber von Barack Obama, dagegen. Immerhin hat die Weltraumbe­hörde Nasa 2017 zum zweitwärms­ten Jahr der Geschichte erklärt – nach 2016.

Trump hielt sich nicht länger mit dem Thema auf, er zündelt an mehreren Stellen. „Auf frischer Tat ertappt. Ich bin sehr enttäuscht, dass China Öllieferun­gen nach Nordkorea zulässt“, twitterte er. Die Regierung in Peking widersprac­h. Südkorea erklärte, man habe im November einen in Hongkong registrier­ten Frachter vorübergeh­end beschlagna­hmt. Ob es aktuelle Vorfälle gebe, wollte „New York Times“-korrespond­ent Michael Schmidt wissen. „Tatsächlic­h wurde es heute Morgen auf Fox berichtet“, of- fenbarte der Präsident seine Quelle – einen rechten Sender.

Irgendwie hatte es Schmidt in den Grill Room des Golfklubs geschafft, wo er den Präsidente­n in ein Gespräch verwickelt­e. Das Interview, das im Netz landete, zeigt Trump in voller narzisstis­cher Unbedarfth­eit. Es ist ein Gedankenst­rom, der manchmal assoziativ, dann wirr, jedenfalls aber weitgehend ungehinder­t fließt. Das übliche öffentlich­e Kreuzverhö­r am Jahresende verweigert­e Trump als erster Präsident in 15 Jahren.

Seine Ausführung­en betonen unentwegt, wie wichtig es ihm ist, dass er die Wahl ohne fremde Hilfe gewonnen hat. Minutenlan­g arbeitet er sich erneut an den angeblich frei erfundenen Russland-verbindung­en ab. Dann weiter über Alabama, wo er den Wahlverlie­rer Roy

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