Der Abschied des Meistermachers
In Kapfenberg endet eine Ära. Seit 1993 war Michael Schrittwieser Kopf der Basketballer – als Trainer und sportlicher Leiter. Nun verlässt er die Bullen-herde.
Liebe aber nicht für einen andern Verein, sondern für den Posten als Generalsekretär im österreichischen Verband. Sein Vorgänger Philipp Trattner wechselt in die Politik und wird Sport-referent im Büro von Vizekanzler HC Strache. „Etwas aufzugeben, das man liebt, ist schwer, doch etwas mit Perspektiven zu beginnen leicht. Ich bin nun in einer Position, in der ich was bewirken und umsetzen kann“, sagt Schrittwieser, der stets direkt war und sich so nicht nur Freunde gemacht hat. „Diplomatie war nie meine große Stärke. Aber ich kann und werde im Sinne des österreichischen Basketballs und des großen Ganzen denken. Aber wenn man nicht unbequem ist, ändert sich nichts und der Sport hat noch nicht die Bühne, die er verdient.“
Schrittwieser wird also Funktionär, einer von jenen, gegen die er im Jänner 2006 in einem offenen Brief gewettert hatte. Da hat er überraschend seinen Vertrag als Teamtrainer nicht verlängert. Er beklagte das Fehlen einer professionellen Zusammenarbeit zwischen Verband, Bundesliga und Klubtrainern und prangerte Grabenkämpfe, Intrigen und Amateur- Funktionäre an. „Damals habe ich die Tellerrand-lobby kritisiert, aber ich werde mit Anlauf über den Tellerrand springen und versuchen, dass alle im Verband darüber hinaussehen werden.“Er ist künftig für die Geschäfte des Verbands über Planungen bis hin zum Nationalteam verantwortlich. Eines seiner großen Ziele ist es, eine EM nach Österreich zu holen. Bei allen 2001 holten Michael Schrittwieser und Mike Coffin den ersten Titel. Nun übergab er das Trainer-amt an seinen alten Freund
für ihn. Unvergessen war die Finaleserie von 2003: Im Herbst zuvor machte Schrittwieser Toni Vujanic (später übernahm Stefan Koch) auf der Trainerbank Platz und wurde Sportlicher Leiter. Nur Monate später kehrte er am 2. Mai als Retter zurück: Kapfenberg lag im Finale gegen Gmunden 0:2 hinten, der Meistermacher strich den freien Tag, ließ die „Bears“zwei Stunden trainieren und die Steirer holten am 12. Mai 2003 den dritten von vier Titeln in Folge.
Mike Coffin wird nun also Trainer seines Sohnes und Bullen-kapitäns Marck und tritt in große Fußstapfen, doch er startet mit dem Legenden-bonus und Schrittwieser traut ihm den Job zu. „Für mich kam der Anruf sehr überraschend und ich habe gleich zugesagt“, erzählt Coffin, der noch eine Woche in Mattersburg arbeitet, „aber Michael muss in der nächsten Zeit das Handy immer bei sich haben.“
Und Schrittwieser? „Vielleicht schreibe ich ein Buch. Zeit hätte ich ja.“