„Ich kann nicht Walzer tanzen“
Beim Neujahrskonzert sind Scherze tabu, vor der Presse witzelte Dirigent Riccardo Muti aber kräftig.
Ein großes Jubiläum für den ORF: Am Montag überträgt er das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker zum 60. Mal. Ein kleineres Jubiläum für den Dirigenten. Riccardo Muti leitet das Konzert zum nunmehr fünften Mal. Im Wiener Hotel Imperial zeigte er sich gestern gut gelaunt wie selten zuvor.
„Seit 1971 musizieren wir nun miteinander. Maestro Muti behauptet, dass er in dieser Zeit viel gelernt hat. All das gibt er uns nun zurück“, sagte Philharmonikervorstand Daniel Froschauer. Im Vorfeld des Konzerts war publik geworden, dies sei für Muti nach 1993, 1997, 2000 und 2004 aber das absolut letzte Mal. Ernsthaft? Er lacht: „Sag niemals nie! Ich habe mir im Leben schon so oft widersprochen. Vergessen Sie nicht, dass ich Neapolitaner bin. Und die Neapolitaner reden und reden“, antwortete der 76-Jährige. Und weiter: „Bevor ich ins ewige Inferno gehe, habe ich also beschlossen, noch mehr Zeit mit der Familie zu verbringen. Dann kam die Überlegung: Die Wiener Philharmoniker sind ja auch meine Familie, und das Neujahrskonzert ist unsere Familienfeier. Ach was! Am besten ist, Sie glauben nie, was Ihnen ein Dirigent erzählt.“
Seine persönliche Herangehensweise sei dabei klar: „Schubert und Strauß haben viel miteinander zu tun – sie repräsentieren die beiden Seiten der Wiener Seele.“Die musikalische Welt des Johann Strauß ist ihm heute vertrauter denn je. Daher: „Man soll diese Musik nie für lustige Einlagen und Scherze verwenden, denn der Humor ist ohnehin schon drin. Die Philharmoniker spielen das wunderbar, und das genügt.“
Außerdem ließ der Maestro mit einem überraschenden Geständnis aufhorchen: „Ich kann nicht Walzer tanzen. Noch bevor ich meine Frau geheiratet habe, habe ich es mit ihr probiert. Ihre Füße waren nachher sehr lädiert.“Trost von Orf-general Alexander Wrabetz: „Wir verzeihen Ihnen gern, dass Sie keine Walzer tanzen können. So lange Sie sie so schön dirigieren.“