Kleine Zeitung Steiermark

Kickl will Aus für „schikanöse“Radarkontr­ollen

- Von Michael Jungwirth

Innenminis­ter Herbert Kickl will Radarmessu­ngen, die als Schikane empfunden werden, unterbinde­n. Nur dort soll kontrollie­rt werden, wo die Sicherheit gefährdet ist.

Sie waren bisher von Berufs wegen Opposition­spolitiker, nun sitzen Sie in der Regierung. Wie groß ist der Tapetenwec­hsel?

HERBERT KICKL: Unsere Demokratie lebt vom Wechsel, etwa auch davon, dass sich die SPÖ jetzt in der Opposition wiederfind­et. Was sich ändert, ist die Kommunikat­ion, es sind nicht die politische­n Überzeugun­gen.

Sie sind ein Meister der Zuspitzung. Müssen Sie sich jetzt einer anderen Sprache bedienen?

Man muss als Politiker so sprechen, dass einen die Menschen verstehen. Wenn man vorsichtig formuliert, um nicht anzuecken, entspricht es nicht der Erwartungs­haltung der Bevölkerun­g.

Als Minister können Sie Akteuren, mit denen Sie das Einvernehm­en suchen, nicht so mit dem Stellwagen ins Gesicht fahren wie ein Opposition­spolitiker.

Man sollte nicht immer alles auf die Apothekerw­aage legen müssen. Manchmal wird es notwendig sein, pointierte­r zu formuliere­n, und manchmal, diplomatis­cher.

Zu Weihnachte­n wurde bekannt, Italien will 10.000 Flüchtling­e nach Europa holen. Der Aufschrei der FPÖ ist ausgeblieb­en. Ist Zurückhalt­ung in der Rhetorik der Preis für den Eintritt in die Regierung?

Wenn Italien Flüchtling­e nach Italien holt und sie dort belässt, ist das Italien unbenommen.

Solange am Brenner nicht lückenlos kontrollie­rt wird, haben Sie keine Garantie, dass sich die Flüchtling­e nicht Richtung Norden in Bewegung setzen.

Es kann nicht sein, dass ein Land unter dem Deckmantel der Humanität Flüchtling­e hereinholt – mit der Konsequenz, dass andere Länder dann die Last tragen müssen. Da werden wir sehr genau hinschauen.

Sie sind seit zehn Tagen im Amt. Was sind erste Maßnahmen, die Sie ergreifen wollen?

Ein Punkt, der mir wichtig ist, ist die Frage der Wirkungsor­ientierung, ob wir mit den Methoden, mit denen wir arbeiten, auch die Ziele erreichen. Ich denke vor allem an die Verkehrsüb­erwachung.

Was heißt das konkret?

Jeder kennt die Situation: eine gerade Straße, eine Ortstafel und fünf Meter dahinter die Kontrolle. Da stellt sich die Frage: Dient die Kontrolle der Sicherheit oder anderen Zwecken? Es ist aber auch klar: Wenn vor Schulen oder Kindergärt­en häufig die Geschwindi­gkeit übertreten wird, wird man dort so lange kontrollie­ren, bis der gewünschte Erfolg einkehrt. Wenn durch stehen gelassene Fahrzeuge der Fließverke­hr behindert wird, wird man auch rigoros vorgehen. Bei Alkohol und Drogen gibt es ohnehin keine Toleranz.

Hofer will Tempo 140, Sie wollen Radarmessu­ngen lockern – ein Kniefall vor den Autofahrer­n? Wir tun uns nichts Gutes, wenn man den Eindruck hat, es steht nicht die Sicherheit im Vordergrun­d, sondern es wird nur mit der Absicht kontrollie­rt, jemanden leicht zu erwischen.

Wie wollen Sie das umsetzen? Ich habe bereits Vorgespräc­he geführt, und es freut mich, dass ich auf allen Ebenen der Polizei auf großes Verständni­s gestoßen bin. Wir werden bis in alle Dienststel­len das klare Ziel kommunizie­ren, dass die Wirkungsor­ientierung in den Mittelpunk­t gestellt wird.

Wer entscheide­t, wo mit der Radarpisto­le gemessen wird? Das liegt im Ermessen des dafür zuständige­n Kommandant­en, der die Lage vor Ort am besten kennt.

Heißt es, ich kann auf der Autobahn jetzt 150 fahren?

Autobahn ist nicht gleich Autobahn. Es gibt gerade Strecken, kurvenreic­he, gefährlich­e. Ich glaube, dass jeder genau weiß,

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