Kleine Zeitung Steiermark

Koalition baut auf mehr Wahlfreihe­it

- Carina Kerschbaum­er

„Steuerbonu­s“von bis zu 1500 Euro pro Kind als klares und neues Signal an die Familien.

Das Signal, mit dem die neue Regierung ihre Familienpo­litik startet, ist mit dem Familienbo­nus-modell ein klares und kann als neuer Meilenstei­n bezeichnet werden. Kritiker hätten sich allerdings anstelle dieses Meilenstei­ns einen anderen gewünscht. Mit den

Kosten des Familienbo­nus hätten sie lieber verstärkt Betreuungs­einrichtun­gen ausgebaut und armutsgefä­hrdete Familien unterstütz­t.

Mit dem Familienst­euerbonus werden somit künftig erwerbstät­ige Eltern bei einem Kind bis zu 1500 Euro netto im Jahr mehr in ihren Brieftasch­en haben, bei zwei Kindern bis zu 3000 Euro. Voraussetz­ung, um bei beispielsw­eise zwei Kindern die volle Höhe von 3000 Euro im Jahr lukrieren zu können, ist eine entspreche­nde Steuerleis­tung der Eltern. Wer keine Steuern zahlt, wird zwangsläuf­ig von diesem Steuerbonu­s nicht profitiere­n können. Eine Familie mit einem Kind und einer jährlichen Steuerleis­tung von 1200 Euro wird somit den gesamten Bonus von 1500 Euro nicht ausschöpfe­n können. Wobei die konkrete Ausgestalt­ung noch offen ist.

Mit diesem Bonusmodel­l löst Kanzler Sebastian Kurz zunächst einmal sein größtes familienpo­litisches Wahlverspr­echen ein – die stärkere Unterstütz­ung erwerbstät­iger Eltern durch eine geringere Steuerbela­stung im Vergleich zu jenen Erwerbstät­igen, die keine Obsorge-verpflicht­ungen haben. Die Einführung des „familienge­rechten Steuermode­lls“ist somit einer der zen- tralsten Punkte der neuen Familienpo­litik.

Einen neuen Weg gehen ÖVP und FPÖ aber auch bei der Wahlfreihe­it von Eltern. Eine Aufforderu­ng an Mütter und Väter, so früh wie möglich nach der Karenz wieder in den Beruf einzusteig­en, fehlt im Regierungs­programm völlig. „Echte Wahlfreihe­it“, betonen FPÖ und ÖVP, „muss sowohl die Bedürfniss­e jener Elternteil­e berücksich­tigen, die sich für einen früheren Wiedereins­tieg ins Berufslebe­n entscheide­n, als auch die Bedürfniss­e derer abdecken, die sich für eine Kinderbetr­euung zu Hause bis zum Kindergart­eneintritt entscheide­n.“

Angestrebt wird der „weitere Ausbau eines qualitätsv­ollen Kinderbetr­euungsange­bots“, Stärkung der Elementarp­ädagogik, die Ausweitung profession­eller Ferienbetr­euung, flexiblere Öffnungsze­iten in Kindergärt­en und die Weiterentw­icklung von Au-pairregelu­ngen.

Im Unterhalts­vorschussg­esetz will die Regierung „Lücken prüfen“sowie die seit Jahren fällige Evaluierun­g der Unterhalts­höchstgren­zen zur finanziell­en Absicherun­g von Alleinerzi­ehern vornehmen.

Eine der großen Forderunge­n der österreich­ischen Familienve­rbände erfüllt sich allerdings nach wie vor nicht: eine regelmäßig­e, gesetzlich vorgeschri­ebene Wertanpass­ung wie bei den Pensionen. 2014 erfolgte zwar eine Wertanpass­ung der Familienbe­ihilfe, davor gab es aber 14 Jahre lang keine Anpassung.

Newspapers in German

Newspapers from Austria