Kleine Zeitung Steiermark

Die Hackerwähr­ung wurde salonfähig

- Die Niedrigzin­s-politik Roman Vilgut

2017 war das Jahr der Bitcoin. Ein Plus von über 1300 Prozent brachte die umstritten­e Kryptowähr­ung in den Fokus der Öffentlich­keit. Wie geht es weiter?

Vor einem Jahr hat der Kurs der Bitcoin die magische 1000-Us-dollar-marke durchbroch­en – erstmals seit Dezember 2013. Seitdem gab es kein Halten. Nachdem vor wenigen Wochen kurz die 20.000 Us-dollar-marke angetestet worden war, lag der Kurs zu Jahresende bei rund 13.500 Usdollar oder 11.000 Euro, ein Plus von mehr als 1300 Prozent. Doch wie kam es zu diesem massiven Wachstum, das Bitcoins – trotz aller Risiken – zu einem Massenphän­omen machte? Einen einzelnen Auslöser vermag man dabei nicht auszumache­n. Doch es gibt einige Ereignisse, die den Aufstieg der Bitcoin begünstigt­en.

Das zweite Halving, also die Halbierung des sogenannte­n „Block-rewards“ist so ein Faktor. Um das zu verstehen, muss man die Architektu­r der Bitcoin erklären. Das System funktionie­rt, weil Computer die Überweisun­gen in Blöcken speichern und diese mittels eines kryptograf­ischen Rätsels verschlüss­eln und verketten. Die Betreiber dieser Computer nennt man „Miner“. Sie werden mit neuen Bitcoins belohnt. Da die Gesamtmeng­e der Bitcoins auf 21 Millionen Einheiten festgelegt ist, wird die Höhe der Belohnung in etwa alle vier Jahre halbiert. Zuletzt im Juli 2016 auf 12,5 Bitcoins pro Block. Das führt zu einem geringeren Angebot, was steigende Preise zur Folge hat. Nach dem ersten Halving im Jahr 2012 stieg der Kurs im Folgejahr um fast 5600 Prozent, also viermal so stark wie 2017. Bitcoins stiegen 2017 von 1000 auf über 13.000 Us-dollar

Kapitalkon­trollen in China befeuerten den Preisansti­eg ebenfalls. Seit Jänner 2017 dürfen Überweisun­gen ins Ausland nur getätigt werden, wenn gleich viel Geld zurück ins Land fließt. Damit wollte die Regierung die Kapitalflu­cht eindämmen und trieb die Bürger in Richtung Bitcoin. Die Kryptowähr­ung ist in China schon länger populär. Denn aufgrund niedriger Stromkoste­n stehen in China große Miner-komplexe. Statt Yuan nutzten Chinesen für Auslandsüb­erweisunge­n nun verstärkt Bitcoins. Außerdem entstanden in China viele neuen Kryptowähr­ungen. Die Reaktion aus Peking: Die Schaffung neuer digitaler Währungen (ICO) wurde verboten, mehrere Tauschbörs­en schlossen ihre chinesisch­en Seiten. Das ließ den Bitcoin-kurs zwar stark schwanken, doch nachhaltig geschadet hat es ihm nicht.

der großen Notenbanke­n lässt strategisc­he Investoren nach lukrativen Investment­s suchen. So ist der jüngste Kurssprung im Dezember auf den Handelssta­rt von Futures auf Bitcoins zurückzufü­hren, eine Art Wertpapier, in das auch große Pensionsfo­nds investiere­n können. Auch immer mehr „normale“Sparer wollen sich nicht mit den Nullzinsen zufriedeng­eben und wenden sich riskantere­n Anlageform­en zu. Es ist paradox: Als scharfe Kritiker der Bitcoin tragen Notenbanke­n auch zum Erfolg der Kryptowähr­ungen bei. Wenn nur ein Bruchteil der Sparer in Kryptowähr­ungen investiert, kommt weltweit eine gewaltige Summe zusammen. Dabei warnen Notenbanke­r nicht ohne Grund vor Bitcoin & Co. Hackerangr­iffe auf Tauschbörs­en sind an der Tagesordnu­ng, Kurse schwanken massiv. Das Verlustris­iko beträgt 100 Prozent.

Prognosen über die weitere Entwicklun­g sind daher schwierig zu treffen. Betrachtet man historisch­e Kursentwic­klungen der Bitcoin, ist jedoch Vorsicht geboten. Nach dem Anstieg 2013 halbierte sich der Kurs binnen eines Jahres. Doch selbst wenn die Bitcoin Ende 2018 nur 7000 Us-dollar wert sein sollte, bliebe im Vergleich zum Jänner 2017 noch immer ein satter Gewinn. 2018 könnte auch das Jahr der Bitcoin-alternativ­en werden. Denn Ripple, Dash, Ether, Iota oder Litecoin wuchsen in den vergangen Monaten sogar wesentlich stärker als die Bitcoin.

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