Kleine Zeitung Steiermark

„Die Menschen wollen selbst entscheide­n“

- Von Ludwig Heinrich

Friedrich von Thun, als Erzähler für die Doku-reihe „Akte Habsburg“im Rahmen von „Erbe Österreich“engagiert, sprach mit uns über seine Abstammung.

Sie leben zwar in München, sind aber österreich­ischer Staatsbürg­er von „blauem Blut“. Welche persönlich­en Bande haben Sie zu den Habsburger­n?

FRIEDRICH VON THUN: Die Frau des ermordeten Thronfolge­rs Franz Ferdinand war die Schwester meiner Großmutter. Franz Ferdinand galt übrigens als „unnahbar“. Aber er hatte wohl dennoch Sinn für Humor. Als die Kinder einmal an einem frisch eingefrore­nen Teich spielten, nahm er seinen Säbel und hat das Eis für die Kinder aufgestoße­n. Mein Großvater war übrigens Vormund der drei Hohenberg-kinder, die mit meinem Vater aufwuchsen und in die Schule gingen.

Ihr Vater war auch Vertrauter von Otto Habsburg?

Ja, er war ihm in der Zeit, als er alle möglichen Pässe besaß, aber keinen österreich­ischen, eine Art Privatsekr­etär. Am Hof hätte man gesagt: Haus- und Hofmeister. In der Republik wäre er wohl nur Hausmeiste­r gewesen. Vielleicht ...

Zur Klarstellu­ng: Offiziell kennt man Sie als Friedrich von Thun. Für einen Österreich­er ist das „von“aber untersagt. Wie verhält sich das also bei Ihnen?

Als ich seinerzeit nach München ging, wurden dort natürlich alle Familienmi­tglieder „von Thun“genannt. Ich sprach darüber einmal mit dem Regisseur Axel von Ambesser, der ja eigentlich Axel Eugen Alexander von Österreich hieß. Er riet mir: „Wenn hier alle zu dir ‚von Thun‘ sagen, dann lass es!“Ich ließ es also – als Künstlerna­me. In meinem Pass steht Friedrich Thun-hohenstein. Im alten Pass stand auf einer zweiten Seite auch noch „von Thun“.

Trauern Sie nach?

Nein, das ist gegessen. Keinesfall­s möchte ich den Eindruck hinterlass­en, dass ich Monarchist bin. Heute Monarchist zu sein, wäre Blödsinn.

der

alten Monarchie

Und warum?

Weil ich glaube, dass sich dieses System überlebt hat. Demokratie als Regierungs­form ist gerechter und echter. Früher herrschte der Glaube, dass der gute alte Kaiser alles richtig macht. Doch die Menschen möchten keinen guten Vater mehr, sie wollen selbst entscheide­n.

In Großbritan­nien hat die Monarchie noch eine starke Wertigkeit.

Ja, indem die Monarchen Ausstellun­gen und Autobahnen eröffnen. Aber auch dort wollen

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