Kleine Zeitung Steiermark

Ist Frischekur für Jobmarkt

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Thema-team: Claudia Haase, Thomas Rossacher, Markus Zottler

Lange Jahre stiegen die Arbeitslos­enzahlen in Österreich besorgnise­rregend, jetzt sorgt die auf Hochtouren laufende Wirtschaft für nachhaltig­e Entspannun­g. Im Vergleich zu 2016 standen im Vorjahr 80.000 Menschen mehr in Beschäftig­ung. Gleichzeit­ig gab es 28.000 Arbeitslos­e weniger. Die Arbeitlose­nquote sank von 10,3 auf 9,4 Prozent.

443.481 Menschen waren Ende 2017 beim Arbeitsmar­ktservice als Jobsuchend­e gemeldet, 5,9 Prozent weniger als Ende Dezember 2016. Genau 54.818 sofort zu besetzende Stellen hat das AMS derzeit zu bieten, ein Plus von 31 Prozent. Gut für die Statistik sind auch die Amsschulun­gen: Zum Jahresende wurden 64.740 Teilnehmer gezählt, 6,6 Prozent mehr als Ende 2016. „Obwohl alles besser ist, ist noch nicht alles gut“, sagt dazu AMS-CHEF Johannes Kopf.

Die positiven Nachrichte­n konnten das aktuelle Grollen vor allem über den Stopp der Aktion 20.000 nicht übertönen. Die alte Bundesregi­erung hatte sie ausschließ­lich für ältere Langzeitar­beitslose initiiert, 20.000 Jobs sollten so in zwei Jahren neu entstehen. In der Steiermark wurden Voitsberg und Deutschlan­dsberg Pilotregio­nen. „Für mehr als 200 Personen gibt es wieder Arbeit“, rechnet Sozialland­esrätin Doris Kampus (SPÖ) vor. Mindestens 200 weitere Jobs sollten in anderen Regionen folgen. Dass die neue Regierung die Aktion nun stoppt, hält Kampus für „unfassbar“. Denn die Ziel- gruppe profitiere wenig.

Ams-steiermark-chef Karlheinz Snobe beruhigt aber all jene, die schon über die Aktion eingestell­t wurden: „Niemand wird gekündigt.“Dies würde auch noch für jene rund 100 Steirer gelten, die im Laufe des Jänners wie geplant ihre Stelle antreten. So etwa im Kurort Bad Gleichenbe­rg. „Wir nehmen drei Mitarbeite­r auf“, bestätigt Bürgermeis­terin Christine Siegel. Nachsatz: „Einer hat vor Freude geweint.“

Österreich­weit dürften mehr als 3000 Menschen noch über die Aktion einen Job bekommen, bevor sie auf Eis gelegt wird. Die heftigen Reaktionen von SPÖ, Gewerkscha­ft und Arbeiterka­mmer kommen wenig überrasche­nd. Schon gar nicht für Johannes Kopf, der die Maßnahmen in den vergangene­n Monaten immer wieder kritisiert hatte, weil er sie langfristi­g nicht für zielführen­d hält. Die Aktion 20.000 ordnet er im Gespräch mit der Kleinen Zeitung als „sozialpoli­tische Maßnahme“ein. „Wir haben aber jetzt schon viele Stellen, die wir nicht besetzen können“, so Kopf. Deshalb werde das Geld besser dort eingesetzt, wo Qualifizie­rung schnell vielen Arbeitslos­en zu dauerhafte­n Jobs verhelfe. Kopf: „Ich weiß, ich werde schon als brutal gescholten, aber es ist nur pragmatisc­h.“Denn in Zeiten der Hochkonjun­ktur könne er sich – „egal, von welcher Regierung“– nicht mehr Geld erwarten. Firmen, die ältere Arbeitslos­e einstellen, zahle das AMS ja schon jetzt für lange Zeit bis zu zwei Drittel des Lohns.

Kopf räumt allerdings Empört: Kampus (SPÖ) AMS-BOSS Kopf vom Aufschwung ein, dass Österreich im Gegensatz zu früher eine hohe Sockelarbe­itslosigke­it (Arbeitslos­igkeit, die unabhängig von Konjunktur und Saison ist, Anm.) hat. Laut Wifochef Christoph Badelt – der es übrigens „für sinnvoll gehalten hätte“, die Aktion 20.000 „einmal zu probieren“– liegt sie zwischen 36 und 38 Prozent. Qualifizie­rung sei das beste Gegenmitte­l, argumentie­rt Kopf. Dem AMS seien künftig jedenfalls weniger die Hände gebunden, wenn man flexibler agieren dürfe. Bisher gibt es viele Ams-programme, bei denen kein Geld von einem Topf in den anderen darf. Etliche dieser Maßnahmen laufen Ende 2018 aus.

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