40 Jahre unheilbar verrückt
Das letzte große Abenteuer des Rallyesports ist die „Dakar“, die am 6. Jänner zum 40. Mal gestartet wird. Seit 1979 nehmen daran nicht nur große Werke, sondern auch ziemlich extravagante Draufgänger teil.
Die Dakar ist zweifelsohne das größte Abenteuer im Rallyesport, die ultimative Herausforderung für alles, was Räder hat. Ob zwei, vier oder mehr. Menschen und Maschinen gehen dabei an ihre Grenzen. Die Strecke 2018 führt über rund 8800 Kilometer, diesmal durch drei Länder: Paraguay, Bolivien, Argentinien.
Die Sahara ist schon lange nicht mehr das handelsübliche Geläuf, das einst den Ruf der Rallye begründete. Nach Anschlägen und wegen Terrorangst siedelte man die Veranstaltung nach Südamerika um, nahm die Bezeichnung „Dakar“aber als Markennamen mit. Der Gründer war vor 41 Jahren Thierry Sabine, der dem Abenteuer seinen Geist einhauchte. 1977 ging der Franzose während der Rallye Abidjan–nizza verloren. Er wurde einem Wunder gleich gerettet. Er war von der Wüste derart fasziniert, dass er sein Ziel beharrlich verfolgte, um eine Rallye durch die Sahara dauerhaft im Kalender zu verankern. Später wurde Sabine Opfer seines eigenen Traums. Er kam am 14. Jänner 1986 bei einem Hubschrauberabsturz in der Sahara ums Leben. Die Rallye wurde jedoch ganz in seinem Sinne fortgesetzt.
1979 war es so weit. Am 26. Dezember rollten 170 Teilnehmer auf der Place du Trocadero die Startrampe der Rallye Paris–dakar. Das Ziel zu erreichen war das Wichtigste, vor allem für die Amateure, die sich stets hinter der Werksmaschinerie der großen Firmen anstellen mussten. Es gab wilde Hunde im Gefüge, die nicht mit dem besten Material antraten. Im Gegenteil: An der Dakar nahmen Fahrzeuge teil, die alles andere als rallye-, geschweige denn wüstentauglich waren. ür viel Aufsehen sorgten schon bei der zweiten Rallye Dakar (1980) vier Typen, die mit einer Vespa versuchten, die Wüstenregionen Afrikas zu erobern. 211 Fahrzeuger waren gestartet, 81 erreichten das Ziel, darunter die beiden Vespa-piloten Simonot und Tscherniawski. Mit dem italienischen Kultroller haben sie sieben Länder und über 10.000 Kilometer „überlebt“. Ins Ziel tuckerten sie erst nach dem offiziellen Ende der Rallye, aber Dakar haben sie erreicht. as die Vespa auf zwei Rädern ist, war der Renault 4 auf vier Rädern. Der R4, im Grunde die Mutter aller Minivans, nahm gleich am ersten Vorläufer der Dakar 1978 teil. Die Brüder Bernard und Claude Marreau waren derart motiviert, dass sie 1979 sogar Gesamt-zweite wurden, ihr R4 war aber eine Allradversion der Firma Sinpar.
FWDen Gipfel aller Verschrobenheit bildete Thierry Moncorge. Es ging um eine Wette, angelehnt an Phileas Fogg in „In 80 Tagen um die Welt“. Der Franzose verpasste seinem Rolls-royce ein spezielles Tuning, um ihm etwas Geländetauglichkeit einzuhauchen. So wurde die Minibar aus Gewichtsgründen ausgebaut. Und auch eine Art Allradantrieb wurde implantiert, indem Moncorge einfach eine Toyota-4x4einheit adaptierte. Adel verpflichtet. amit nicht genug. Mit dem Rolls-royce Corniche sah Moncorge 1981 kein Ziel, weil man ihn wegen einer illegalen Reparatur disqualifiziert hatte. 1984 kam er zurück, mit einem Sechsrad-prototyp. Der Motor war ein Chevrolet V8, die Kupplung wurde einem Porsche entnommen. Das Vehikel war ziemlich verbastelt, auf der dritten Etappe brach das gesamüber
Dte Chassis. Die Wetten hatte er verloren, auf ein drittes Antreten wurde endgültig verzichtet. enn ein Renault 4 das Ziel in Dakar erreicht, dann muss es mit einem Citroën 2 CV doch auch zu schaffen sein. Ein Vehikel, das eigentlich ob seiner weichen Federung zum gefahrlosen Eiertransport gebaut wurde. Für die Rallye wurde das Auto (Baujahr 1963) von den Brüdern George, Philippe und Gilles Marques natürlich verfeinert. Ein zweiter, luftgekühlter Zweizylinder-motor wurde hinten eingebaut, um die Hinterachse anzutreiben. So wurde die „Ente“zum Allrad, 100 PS sollten für den sogenannten „Bi-bip 2“reichen. Eine gebrochene Hinterradaufhängung warf das Team allerdings auf der vierten Etappe aus dem Rennen. Heute ist die 2CV nur mehr ein Show-mobil, aber ein begehrtes.
W