Von Schlössern, Wein und Glockenklang
Der Tagungsort Schloss Seggau bei Leibnitz hat eine reichhaltige Geschichte hinter sich.
Es ist kein beliebiger Tourismustempel, kein übliches Wellness-hotel, an dem sich die neue Bundesregierung heute und morgen trifft: Schloss Seggau, auf dem gleichnamigen Berg in der Bezirkshauptstadt Leibnitz gelegen, steht auf historischem Boden.
Schon die Kelten und Römer siedelten in dem Gebiet, am benachbarten Frauenberg wurde ein keltischrömischer Tempel der Isis Noreia freigelegt. Im Schloss sind römische Steine eingemauert, die aus der Gegend stammen. Es ist eine der bedeutendsten derartigen Römersteinsammlungen Europas außerhalb Italiens.
Die enge Verbindung mit der Kirche beginnt um 860, als das Erzbistum Salzburg das ganze Gebiet übertragen bekam. Ab dem 11. Jahrhundert erbauten dann die Salzburger Erzbischöfe als Missionsund Verwaltungssitz das Oberschloss. Der Zweck war die Kolonialisierung der südlichen Steiermark.
1218, vor genau 800 Jahren, entsteht das Bistum Seckau in der Obersteiermark. Im Hintergrund ging es dabei auch um einen Investiturstreit, den die Salzburger Erzbischöfe mit dieser Bistumsgründung zunächst für sich entschieden.
Allerdings hatten die Seckauer keine Freude mit dem Bischof im eigenen Haus – er musste in die südliche Steiermark ausweichen und sich vom Land dort ernähren. So entstand dort eine zweite Burg als Residenz der Seckauer Bischöfe. Der Name „Seggau“, der sich rasch einbürgerte, ist eine mundartliche Spielart von „Seckau“.
Tatsächlich gab es sogar drei Burgen beziehungsweise Schlösser am Seggauberg; das dritte, Schloss Polheim, war Sitz von Salzburger Ministerialen und Burggrafen. Erst 1595 kamen die drei Burgen in die Hand des Seckauer Bischofs; die Salzburger verließen das Land. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts bauten die Bischöfe die Schlösser so um, wie man sie heute kennt. Bis 1796 residierten die Bischöfe dort, ehe sie nach Graz zogen. Seggau blieb aber bis ins 20. Jahrhundert Sommerresidenz.
Mehrere bemerkenswerte Kunstschätze finden sich im Schloss: die barocken „Fürstenzimmer“etwa, wo Kirche, Politik und Wissenschaft zur Diskussion zusammenfanden. Die barocke Marienkapelle und die moderne Michaelskapelle sind weitere Sehenswürdigkeiten. Bemerkenswert auch die „Seggauer Liesl“, die größte historische Glocke der Steiermark.
Der oberirdische bischöfliche Weinkeller aus dem 18. Jahrhundert ist ebenfalls eine Besonderheit. Er erinnert daran, wie eng Seggauberg mit dem Weinbau in der Region verbunden ist.
Heute ist das Schloss ein modernes Kongress- und Tagungszentrum mit 85 Zimmern und 16 Tagungsräumen. Rund 25.000 Übernachtungen und 50.000 Tagungsgäste werden gezählt. Im Mai öffnet die Ausstellung „Öffnung und Heimat“im Rahmen der 800-Jahr-feier der Diözese. Sie beschäftigt sich mit den Themen Grenzerfahrung, Schutzbedürfnis, Abgrenzung und Öffnung. Größte Glocke der Steiermark, Weinkeller aus dem 17. Jahrhundert, Schloss als Bischofssitz