Kleine Zeitung Steiermark

Von Schlössern, Wein und Glockenkla­ng

- Norbert Swoboda

Der Tagungsort Schloss Seggau bei Leibnitz hat eine reichhalti­ge Geschichte hinter sich.

Es ist kein beliebiger Tourismust­empel, kein übliches Wellness-hotel, an dem sich die neue Bundesregi­erung heute und morgen trifft: Schloss Seggau, auf dem gleichnami­gen Berg in der Bezirkshau­ptstadt Leibnitz gelegen, steht auf historisch­em Boden.

Schon die Kelten und Römer siedelten in dem Gebiet, am benachbart­en Frauenberg wurde ein keltischrö­mischer Tempel der Isis Noreia freigelegt. Im Schloss sind römische Steine eingemauer­t, die aus der Gegend stammen. Es ist eine der bedeutends­ten derartigen Römerstein­sammlungen Europas außerhalb Italiens.

Die enge Verbindung mit der Kirche beginnt um 860, als das Erzbistum Salzburg das ganze Gebiet übertragen bekam. Ab dem 11. Jahrhunder­t erbauten dann die Salzburger Erzbischöf­e als Missionsun­d Verwaltung­ssitz das Oberschlos­s. Der Zweck war die Kolonialis­ierung der südlichen Steiermark.

1218, vor genau 800 Jahren, entsteht das Bistum Seckau in der Obersteier­mark. Im Hintergrun­d ging es dabei auch um einen Investitur­streit, den die Salzburger Erzbischöf­e mit dieser Bistumsgrü­ndung zunächst für sich entschiede­n.

Allerdings hatten die Seckauer keine Freude mit dem Bischof im eigenen Haus – er musste in die südliche Steiermark ausweichen und sich vom Land dort ernähren. So entstand dort eine zweite Burg als Residenz der Seckauer Bischöfe. Der Name „Seggau“, der sich rasch einbürgert­e, ist eine mundartlic­he Spielart von „Seckau“.

Tatsächlic­h gab es sogar drei Burgen beziehungs­weise Schlösser am Seggauberg; das dritte, Schloss Polheim, war Sitz von Salzburger Ministeria­len und Burggrafen. Erst 1595 kamen die drei Burgen in die Hand des Seckauer Bischofs; die Salzburger verließen das Land. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunder­ts bauten die Bischöfe die Schlösser so um, wie man sie heute kennt. Bis 1796 residierte­n die Bischöfe dort, ehe sie nach Graz zogen. Seggau blieb aber bis ins 20. Jahrhunder­t Sommerresi­denz.

Mehrere bemerkensw­erte Kunstschät­ze finden sich im Schloss: die barocken „Fürstenzim­mer“etwa, wo Kirche, Politik und Wissenscha­ft zur Diskussion zusammenfa­nden. Die barocke Marienkape­lle und die moderne Michaelska­pelle sind weitere Sehenswürd­igkeiten. Bemerkensw­ert auch die „Seggauer Liesl“, die größte historisch­e Glocke der Steiermark.

Der oberirdisc­he bischöflic­he Weinkeller aus dem 18. Jahrhunder­t ist ebenfalls eine Besonderhe­it. Er erinnert daran, wie eng Seggauberg mit dem Weinbau in der Region verbunden ist.

Heute ist das Schloss ein modernes Kongress- und Tagungszen­trum mit 85 Zimmern und 16 Tagungsräu­men. Rund 25.000 Übernachtu­ngen und 50.000 Tagungsgäs­te werden gezählt. Im Mai öffnet die Ausstellun­g „Öffnung und Heimat“im Rahmen der 800-Jahr-feier der Diözese. Sie beschäftig­t sich mit den Themen Grenzerfah­rung, Schutzbedü­rfnis, Abgrenzung und Öffnung. Größte Glocke der Steiermark, Weinkeller aus dem 17. Jahrhunder­t, Schloss als Bischofssi­tz

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