Kunst und politischer Einfluss
Zum zweiten Mal nimmt der Grazer Kunstverein <rotor> eine Programmrevision vor. Konterkariert die Kunst oder ist Einfluss in der Tat möglich?
Offenbar hegt der in Dublin lebende Nevan Lahart doch einiges Vertrauen in die Kraft der Kunst, wenngleich ein Schriftzug in seiner materialreichen Installation „Painters Pop Fizz“vor dem Ende der Kunst warnt. Seinen Werkzeugkasten, bestückt mit einer Batterie von Filzstiften, hat er immerhin schon zum Rammbock ausgebaut. Dass wir vielleicht in unseren Entscheidungen und Wahrnehmungen nicht so frei sind, wie wir es zu sein glauben, und nicht unbedingt dem schnellen Eindruck, den uns dokumentarische Bilder vermitteln, Glauben schenken sollten, deutet Lahart in assoziativen Arrangements an. Vielleicht war der gesellschaftliche Einfluss eines der Vorreiter des Impressionismus, Eugène Delacroix, gar nicht allein dessen Kunst geschuldet. Die „verborgene Hand“auf seinen Selbstporträts mag auf einflussreiche Freunde verweisen oder vielleicht auf seine Mitgliedschaft in der Hidden Hand Society.
Nachweisbaren Einfluss auf die Programmatik des Zentrums für zeitgenössische Kunst haben allemal die Künstlerinnen und Künstler gezeigt, die von Anbeginn Themen wie alternative Gesellschaftsformen, Migrationsbewegungen oder Mechanismen politischer Macht bei <rotor> in Graz behandelt haben. Zeit und Gelegenheit also für den jetzt zweiten Teil einer Reflexion.
Wieder sind es sechs von Margarethe Makovec und Anton Lederer ausgewählte Positionen künstlerischer Auseinandersetzung mit gesellschaftsrelevanten Themen.
So präsentiert ihre Sicht von außen die in Zagreb lebende Kristina Leko mit dem Entwurf „keines Denkmals“am ehemaligen Sitz des ÖGB auf dem Grazer Südtiroler Platz. G.R.A.M. steuert nach Pressebildern reinszenierte Fotografien bei wie „Testbilder“, die üblicherweise vor den Gemeinschaftsfotos bei Polittreffen gemacht werden. Karin Plavcˇak stellt Fragen nach nationalen Grenzen infolge von Migrationsbewegungen und entwickelt staatliche Symbole und Fahnen zum Recht jedes Menschen auf freie Bewegung. In einem Video geht Esra Ersen mittels einer fiktiven Historikerin den Spuren osmanischer Balkanreisender nach, und der Hamburger Christoph Schäfer stellt ein Ortsentwicklungsprojekt im deutschen Lörrach mit Einwohnerbeteiligung vor. Scharfstellen_2. Bis 17. Februar 2018. <rotor>, Volksgartenstraße 6a, Graz. rotor.mur.at